Workshops Worringer

Mediale Autorisierung

Gemeinsam gestalten und konzipieren wir Foto- und Film Workshops, um die Anwohner des Worringer Platz, der als einer der schwierigsten Plätze Düsseldorfs gilt, zu autorisieren am Gestaltungsprozess teilzunehmen. Wir möchten Planungsprozesse und die Gestaltung der Stadt für Personen öffnen, die, obwohl sie dort beheimatet sind, aus allen Diskursen ausgeschlossen werden.

Es geht dabei nicht nur um die Mitgestaltung der Stadt und der eigenen Lebenswelt, sondern auch um neue Perspektiven, das Sichtbarmachen des nicht Gesehenen und nicht Gesagten. Bilder dienen hier als Vermittler, um Atmosphären, Ideen und Vorstellungen ausserhalb oder unterstützend zur Sprache zu tauschen. Gerade da, wo Städte im Wettbewerb um Attraktionen, von wirtschaftlichen Strategien geleitet, am Rechner entstehen, sucht das Projekt nach einer menschlichen Perspektive der Stadt.

Seit einigen Monaten setzen wir uns medial mit dem Worringer Platz auseinander und hinterfragen bestehende, generalisierte Bilder des Platzes. Design ermöglicht uns vor Ort Werkzeuge anzupassen oder zu entwicklen, um Fragen an den Raum zu stellen – und zu beantworten. Welche konstruierten Bilder bestehen bisher vom Worringer Platz? Was möchten die Anwohner selbst über den Worringer kommunizieren? Wie können wir gestalterische Methoden im öffentlichen Raum anwenden? Welche Rolle spielt Partizipation im Designbereich? Wie können wir Vertrauen zu den Anwohner aufbauen und sie autorisieren?

Die »Worringer Workshops« sind die Fortsetzung unseres mobilen Fotostudios »Paradiesische Fotos«. Um ins Gespräch zu kommen, richteten wir in einer Blockwoche zunächst ein mobiles Fotostudio am Platz ein. Eine Aktion, bei der wir Anwohnern und Besuchern am Worringer Platz anboten von ihnen Portraitfotos zu erstellen, die wir später zum Abholen im gewünschten Format – Passfoto, Porträt, Bewerbungsfoto – bereitstellten.

Da die Aktion sehr positiv aufgenommen wurde und wir während des Fotografierens viel über den Platz und dessen Dynamik erfuhren, sind wir seit dieser Zeit kontinuierlich einmal wöchentich am Platz. Grundlage der bisherigen Begegnungen und Projekte am Worringer Platz sind Bilder, die individuell oder gemeinsam gesammelt und produziert werden. Regelmäßig trifft man sich, um über die Bilder und mit den Bildern zu kommunizieren. Während der Workshops erlernen die Teilnehmer*innen theoretisch und praktisch fotografische und filmische Techniken direkt am Worringer Platz. Parallel werden im Glashaus die Konzepte mit Studierenden am Tisch mit Kaffee besprochen und ausgearbeitet. Das Lernen der gestalterischen Praxis soll den Teilnehmer*innen ermöglichen, eigenen Ideen und Perspektiven zu realisieren.

Ziel der Workshops ist,  die Anwohner, teils auch Wohnungslose und Obdachlose, zu autorisieren, ein eigenes Bild vom Platz zu schaffen und Wünsche bildlich formulieren  zu können. Ziel ist auch, neben den ewigen Stereotypen weitere Perspektiven in den Diskurs über den Worringer Platz zu bringen. Wir erforschen Designformate und -konzepte, die uns ermöglichen Diskurse über die Stadt, Politik und Planung zu dekonstruieren. Die mediale Auseinandersetzung dient dazu alternative Narrative der Anwohner und Besucher des Worringer Platz zu übersetzen.

Entwickelte Tools wie Notizbücher, Postkarten, Fragen-Sets, Stadtkarten und Mappen sowie technisches Equipments von Filmkameras, Fotokameras bis zu Aufnahmegeräten geben den Workshopteilnehmer*innen die Möglichkeit ihre Ideen zu realisieren und gestalterisch umzusetzen. Die Tools helfen den  Teilnehmer*innen zu kommunizieren, was sie im Alltag beschäftigt und motivieren sie in neue Richtungen zu denken. Was sind deine Gedanken zum Worringer Platz? Was ist das Thema deiner Bilder? Was inspiriert dich? Wo hälst du dich am häufigsten am Worringer Platz auf? Wo triffst du dich mit deinen Freunden? 

Das Ziel der Tools ist es Distanz zu brechen und unkonventionell den Teilnehmer*innen einen Zugang zum Arbeiten mit visuellen Bildern zu ermöglichen. Die Tools bieten den Teilnehmer*innen die Möglichkeit in gestalterische Prozesse einzutauchen, um persönliche Themen mit dem Worringer Platz in Beziehung zu stellen. Die entwickelten Tools und Methoden sind Prototypen, die mit den Teilnehmer*innen während der Workshops weiter gedacht werden.

»Das Paradies ist erst mal die Freiheit von allen existenziellen Fragen und ökonomischen Zwängen. Ein Leben voller Dinge, die Spaß machen, die Freiheit von Verantwortung – ein idealer Ort zum Leben.«

Uwe Dieler fotografiert beispielsweise seit einigen Monaten seinen Alltag und beobachtet den öffentlichen Raum, Skulpturen und Natur. Jeden Donnerstag wartet er pünktlich um 10 Uhr mit seiner Gitarre vor der Tür des Glashauses am Worringer Platz. In unseren Feedback-Runden besprechen wir gemeinsam am Tisch seine aktuellen Bilder und versuchen sie in konzeptionellem Rahmen umzusetzen. Zum Anlass der Duesseldorf Photo Weekend sind in den Gesprächen mit Uwe persönliche Gedanken zum Paradies und damit verbundene Fotografien entstanden, die anlässlich des Duesseldorf Photo Weekends als  Zwischenstand der Workshops im Glashaus auf dem Worringer Platz gezeigt wurden.

Weiterhin wird eine »Zeitung Worringer« realisiert und im September 2019 die nächste Ausstellung in der fifty fifty Galerie mit den Teilnehmer*innen kuratiert.

Janna Lichter und Laura Oldörp
Workshops Worringer
Workshopgestaltung

Hochschule Düsseldorf
Fachbereich Design
betreut von Anja Vormann

mit Dorothea Gut, Charlotte Urbainski, Kira Teuber, Sandra Brückardt, Luisa Laustroer, Maike Dietzel, Uwe Dieler, Silja Wendt, Melina Tenbruck