Thomas Spallek

Über Gestaltungsfragen und Denkansätze

Thomas Artur Spallek, Alumni des Studiengangs Kommunikationsdesign an der Hochschule und Student an der Kunstakademie Düsseldorf, erzählt über seine aktuellen Projekte, seine eigene Arbeitsweise, die Wichtigkeit von Selbstreflexion, sowie Gestaltungsfragen und Denkansätze im Design.

Mit einer einfachen Grafik zeigt er, in welchen Bereichen der gestalterischen Aufgaben seine Arbeiten verortet sind. Dargestellt ist eine Linie, die vom »Actor«, dem »Scenographer« über den »Director« bis hin zum »Author« verläuft. Auf dieser Linie bewegt sich Thomas Spallek mit seinen Projekten und genießt sowohl die klassische Umsetzung gestalterischer Arbeit nach Briefing als auch die Freiheiten und die Autorenschaft in eigens ins Leben gerufenen Projekten. »Diese Aufteilung hat keinerlei Wertung, jeder Part hat seine Qualität.« Seine Herangehensweise an Aufgaben, bereits während des Studiums an der Hochschule, drängt fortwährend hin zum »Author«. So hat er aktuell mehrere Projekte selbst oder mit Freunden gemeinsam initiiert. Hierzu zählt das Plattenlabel »Heaven«, ein Off-Space-Container oder das Kollektiv »Denken 3000«. Politik schwingt bei vielen seiner Arbeiten mit, sie steht nicht gezwungen im Fokus, sondern wird durch Themen wie »Freundschaft« behandelt. Bei der Arbeit mit dem vorläufigen Titel »All Inclusive« geht es um die Gestaltung von Freundschaften, ein Thema das ihn in vielen seiner Arbeiten antreibt. Seine angewandten Arbeiten spiegeln zudem seine Wurzeln im Grafikdesign und ein Feingefühl für Typografie wieder. Die Gestaltung des »Unglossary« Workshops, die Digitalisierung einer Schrift Bernd Bechers und eine Publikation über den »Salon des Amateurs« bei Spector Books sind nur einige dieser Arbeiten. Thomas Spallek befasst sich mit Themen wie dem Publizieren als Ritual, mit der Gestaltung von Momenten und dem Überwinden von Vorurteilen gegenüber dem, was man nicht kennt. Wichtig ist ihm die Zeit nachzudenken – das Denken selbst, sowie das Experiment im Gestaltungsprozess. Bei Thomas Spallek geht die Gestaltungsaufgabe weit über eine Visualisierung der Dinge hinaus.

Auszüge des Vortrags – Projekte, Gestaltungsprozesse und soziale Intervention

Spallek: »Als Gestalter ist es wichtig zu erkennen, dass egal was man macht – ob große oder kleine Projekte, Bierdeckel oder sonst was, man kann mit seinen Aktionen etwas beim Menschen auslösen. Ein gutes Beispiel ist das »Unglossary Magazin« was wir mit mit Bik van der Pol gemacht haben. Das war ein Schreib-Workshop an der Akademie der Künste der Welt. Dieser Workshop startete erst mal thematisch mit den Wahlen, aber am Ende wurde aus der Arbeit ein Wörterbuch. Die einzelnen Wörter wurden allerdings nicht klar definiert, wie üblich in einem Wörterbuch, sondern wir haben gesagt, wir machen es anders herum. Wir versuchen das Wort in allen möglichen Positionen darzustellen. Gedichte wurden geschrieben, Zitate gesucht und Texte frei nach Lust bearbeitet. Ein halbes Jahr später haben sich die Veranstalter des Favoriten-Festival in Dortmund gemeldet und kannten das Projekt. Nun bauen sie das ganze Festival nach einer ähnlichen Struktur des Workshops um.«

Spallek: »Kennt ihr »Denken3000«? Das sind so Projekte, da sind wir nie von weg gekommen. Das Filmfestival für und mit Geflüchteten fand an drei Locations in Düsseldorf statt. Auch da ging es wieder um Freundschaft und Kennenlernen. An diesem Projekt haben aber noch viel mehr Leute mitgearbeitet, auch Studenten*innen, teilweise auch viel mehr als ich. Das ist das Schöne, wenn man sich zusammenschließt, dann baut der das auf, dann kommt der noch hinzu, weil er den noch kennt und so entstehen sonst unmögliche Projekte. Auch die Flüchtlingsvereine haben uns unterstützt. Diese Themen sind natürlich um einiges komplexer als ein Buch zu gestalten. Hier gibt es ganz viele Gestaltungsfragen. Auch die Organisation und der Aufbau, die Inhalte und Aktionen. Alles muss bewusst ausgewählt und gestaltet werden. Solche Aktionen haben großes Potential und das fehlt extrem in unserer Gesellschaft.«

Spallek: »In Kollektiven braucht es jemanden der vorprescht. Jemanden der sagt, ich hab die Idee, sollen wir das nicht machen? Und dann braucht es natürlich auch die Leute, die das mittragen. Das vielleicht auch noch mal dazu, wie man Denken anstoßen kann. TV gucken viele, kaum jemand geht wählen und niemand interessiert sich für Politik – man kann es alles negativ sehen. Doch man sollte Dinge bewegen, so lange man lebt, und anstoßen in seiner Stadt. Und da sind wir relativ träge geworden, auch in Deutschland. Ich glaube einfach, wenn man die Möglichkeit bekommt – die Chance hat ja auch nicht jeder – dass wir solche Dinge anstoßen sollten. Jetzt bin ich 30, da macht man sich ja schon mal Gedanken, weil irgendwann wird es ja auch zu viel. Man muss irgendwann anfangen Dinge abzusagen, wo und in welche Richtung möchtest du eigentlich gehen? Möchtest du weiter Flyer machen? Für irgendwelche Dinge, die dich nicht interessieren oder willst du irgendwie die Welt mitgestalten. Das Projekt auf das ich am stolzesten bin, ist das Buch »Europa, eine illustrative Einführung zu Europa für Migrant*innen und Geflüchtete« – und so richtig »schön« gestaltet ist es eigentlich nicht.«

Europa: An Illustrated Introduction to Europe for Migrants and Refugees – 1,78 kB

Vortragsreihe des Masterstudios »Experimentelles Design«
Lilo Schäfer und Janna Lichter
Semesterarbeit

Hochschule Düsseldorf
Fachbereich Design
betreut von Prof. Anja Vormann

Weiterführende Links
www.thsp.de
www.denken3000.de
www.arabculturefund.org
www.klassejohnmorgan.de