Prototypen der Kommunikation

gestalterische Intervention

Der Prototyp dient im technischen Bereich als Vorbild zur Weiterentwicklung der ersten Ausführung eines Produkts. Der Begriff »Prototyp« kennzeichnet einen Modelltyp, der die Brauchbarkeit und Anwendbarkeit von innovativen Objekten überprüft und sie an kontextuelle Bedürfnisse anpasst. Diese Entwicklungskultur soll auf etwas »flüssig Erscheinendes« wie die Kommunikation übertragen werden.

Wir bezeichnen gestalterische Interventionen im öffentlichen Raum – analog zu technischen Szenarien der Innovation – als »Prototypen« der Kommunikation. Wir nutzen den Begriff des Prototypen so, dass sich im Laufe einer Kommunikation die angestrebte Kommunikation über Stadtgestaltung im Prozess professionalisiert – so wie ein technischer Prototyp marktfähig wird, verbessern sich die Kommunikationstools, um Wissen zu tauschen. Für Gestaltungsprozesse des öffentlichen Raumes eignet sich die Methode der Intervention zur Analyse von Räumen und als Eröffnung von Diskursen über Stadtgestaltung. Sie eröffnen Gestaltungsdiskurse über eine, ihnen spezifische, offene Kommunikationsstruktur und optimieren diese im Aushandlungsprozess der Akteure vor Ort.

Prototypen der Kommunikation sind hybride neue Formen des Fragens/zur Sprache Bringens/Entdeckens/Sichtbarmachens von Raumerfahrung. Konkret werden dabei Tools des Kommunikationsdesigns verändert, erweitert, im Kontext verschoben, mit fachfremden Tools vereinigt usw. Sie sollen in ihrer Unbestimmtheit als Gegenmodell zu den eingefahrenen, manipulativen Kommunikationsstrukturen etablierter Gestaltungsprozeduren dienen. Mit der Intervention dieser Kommunikationstypen in den Realkontext Stadt wird Zeit eingeräumt, Verhandlungsspielraum geschaffen, zum Erfahrungsaustausch eingeladen. Es werden Aufmerksamkeit und Reflexionsvermögen für räumliches Erfahren und Gestalten initiiert und Prozesse eingeleitet, um in einen gemeinsamen Gestaltungsdiskurs einzutreten. Analog zum technischen Prototypen, schleift sich der Prototyp der Kommunikation, in der Interaktion mit den Akteuren.

Die Stadt als Labor

Der Ü-Wagen vor Ort ist Kern des Labors, hier kommen Kollegen und Kolleginnen mit ihren Seminaren aus unterschiedlichen Fachdisziplinen zusammen. Sie gestalten und entwickeln Kommunikation vor Ort, suchen nach gemeinsamen neuen Formen des Fragens, Visualisierens, Modellbildens. Interdisziplinäres Arbeiten unterschiedlicher fachspezifische Interessen und Methoden des Fragens treffen aufeinander. Eine erlebte Multiperspektivität schafft Reflexion, Kritik, Offenheit und befördert Innovationen. In der Interaktion mit dem Umfeld schärfen sich Analysen, Probleme, Wünsche und Utopien des Ortes – damit einhergehend auch die Tools der kommunikativen Interaktion. Der Ü-Wagen übertragt Nachrichten aus dem öffentlichen Raum – hier steht das »Ü« aber auch für den Vorgang der Übersetzungsarbeit des Analogen in das Digitale mit  allen sozialen, kulturellen, gestalterischen und technischen Aspekten, die dabei eine Rolle spielen. Es verlegt den Arbeitsplatz von der Hochschule in den öffentlichen Raum und  nimmt Themen in den Blick, die in der Digitalisierung aufgrund ihrer technisch, wirtschaftlichen Perspektive nicht berücksichtigt werden.

Partizipation

Die Besonderheit ist das Arbeiten im Brennpunkt Stadt und die Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort. Der Entwurf geht einen Schritt zurück und holt Menschen und Erfahrungswerte in den Prozess, die als Anwohner Spezialisten für den Ort sind. Weiterhin soll interdisziplinäres Raumwissen, die wirtschaftliche Perspektive ergänzen oder Alternativen aufzeigen, um den  Diskurs für Möglichkeiten der Raumgestaltung zu öffnen.

Interdisziplinäre Perspektiven

Die Beschäftigung mit dem Raum durchkreuzt diverse Fachdisziplinen wie die der Soziologie, der Ethnografie, der sozialen Arbeit, des Rechts aber auch der Architektur oder der Stadt- und Regionalplanung – im Zuge der Digitalisierung zunehmend auch die Disziplin des Kommunikationsdesigns. Stadt wird als öffentlicher Raum, als  Stadtkultur begriffen, als ein Raum, dem Funktionen zugewiesen werden oder als ein Raum, der Aufschluss gibt über den sozialen Wandel und städtische Segregationsbewegungen, über städtische Ordnungen und Kontrollsysteme oder über seine Aufgaben als Lernort, Begegnungs- und Kommunikationsort, als Ort der Integration oder des Ausschlusses. Jede Disziplin hat ihre Sprache, ihre Tools und Methoden. Einige Disziplinen forschen im Feld, andere aus der Distanz oder über Theoriebildung. Das Projekt versucht kommunikative Prozesse, ein fachübergreifendes Verschalten, Austauschen, ein gemeinsames Lernen und Modellbilden zu Wünschen, Vorstellungen und Utopien von Stadtgestaltung zu ermöglichen.

Quartiersfest am Worringer

Der Worringer Platz wird als Insel beschrieben, vom Verkehr umschlossen und durchschnitten. Ein Platz auf dem Perspektiven aufeinander knallen, der Kommunikation erzeugt, der uns nervt oder irritiert und manchmal sogar ein vertrautes Gefühl in uns auslöst. Ein solcher Ort ist eine Herausforderung für eine demokratische Stadtgesellschaft, bei der die Interessen der Platzbenutzer*innen, Nachbar*innen und Verkehrsteilnehmer*innen miteinbezogen werden. Viele Kooperationspartner und Akteure arbeiten seit Jahren rund um den Düsseldorfer Hauptbahnhof. Ziel ist ein Wahrnehmen der verschiedenen Perspektiven, die hier aufeinandertreffen und ein gegenseitiges Verständnis. Paradise–Park– ist seit mehreren Monaten am Worringer Platz unterwegs, um mit den Menschen über die Stadt, Politik und Planung ins Gespräch zu kommen. Mit verschiedenen Prototypen der Kommunikation, wie dem mobilen Fotostudio, Briefe an den Platz, Workshops Worringer und den Open Cinema nehmen wir am Quartiersfest Worringer Platz teil.

Eine Zusammenarbeit mit der Düsseldorfer Drogenhilfe e.V.

Hochschule Düsseldorf
Im Rahmen des Forschungsprojekts ARTEC
Prof. Anja Vormann
Mitarbeiter*innen Janna Lichter und Laura Oldörp
& Paradise–Park–Team