Paradise—Park—Kitchen

Cacik und Tzatziki  – Ein multimediales Kochereignis im öffentlichen Raum

Inhaltlich setzt sich Paradise—Park—Kitchen mit dem Zypernkonflikt auseinander. Der Zypernkonflikt ist der älteste bestehende Konflikt in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Situation zwischen griechischen und türkischen Zyprioten ist verfahren. Die unterschiedlichen Vorstellungen und kulturellen Unterschiede der Menschen im Norden und Süden Zyperns lassen die Verhandlungen zu einer »bizonalen Wiedervereinigung« stocken. Die seit 2003 bestehende territoriale Grenze – die Green Line – wird zwar durchlässiger für Kommunikation zwischen beiden Seiten, der Diskurs zwischen griechischen und türkischen Zyprioten ist trotzdem präsent. Die Green Line ist mittlerweile passierbar, ist aber immer noch Ort an dem kein Leben stattfindet- selten organisierte Events zeigen, dass es neben gelebten Feindbildern auch gemeinsame Kulturen wie Musik, Kino, Clubleben – sowie auch persönliche Begegnungen gibt – gelebte Räume, die einen Austausch auf anderer – nicht konfliktbeladener – Ebene möglich machen.

Die Idee ist, über eine Speise, die es in beiden Kulturen gibt – unterschiedlich bezeichnet wird und etwas andere Zutaten enthält, in Handlung oder Gespräch zu kommen. Paradise—Park—Kitchen geht dazu auf den Oberbilker Markt, einem Gebiet in Düsseldorf, in dem sehr viele Menschen türkischer und griechischer Kultur leben.

Beim Kochen handelt es sich um ein sehr privates und persönliches, aber auch um ein kommunikatives und kulturell aufgeladenes Ereignis. Der Geschmack ist eng mit Erinnerungen und Traditionen verbunden. Der Künstler Peter Kubelka geht davon aus, dass das Kochen eine eigene Sprache hat, Madalina Diaconu bezeichnet den Mund als die Schnittstelle zwischen Wort und Essen, »Der Mund wird so genannt, weil durch ihn, wie durch ein Tor, Speisen hinein gehen und Worte heraus«.

Das Essen ist fest im Alltag des Menschen verankert, ist geleitet durch kulturelle Traditionen aber besonders durch persönliche Erfahrungen und Erinnerungen. Somit bildet der Geschmack einen geeigneten Rahmen/ Ausgangspunkt, um soziale und kulturelle Grenzen zu überwinden und einen ersten Dialog zu schaffen. Der öffentliche Raum ist anders konfiguriert als der private, er ist gelenkt über Stadtmarketing, Strassenverkehr und andere Städtische Funktionen. Räumliche Strukturen und Stadtbau, sowie geltende Regeln und Gesetze definieren diesen. Paradise—Park—Kitchen möchte den privaten Raum des Kochens mit dem öffentlichen Raum zu einer Art »Drittem Raum« zusammenschliessen. Interaktion und Austausch ist dabei die oberste Prämisse. Private und öffentliche Faktoren überlagern sich, alle Akteure begegnen sich auf Augenhöhe.

Zu Beginn des Projekts werden Joghurtspeisen aus Griechenland und der Türkei, persönliche Cacik (türkisch) und Tzatziki (griechisch) Rezepte gesammelt –  Kulturvereine, Restaurants und Privatpersonen erstellen dabei gemeinsam ein Archiv.

Auf dem Oberbilker Markt finden verschiedene Aktionen statt, An der ersten Station wird ein Geschmackstest durchgeführt. Die griechische Speise Tzatziki und die türkische Speise Cacik stehen probierbereit – ähnlich wie bei einer Weinprobe. Nach dem Probieren werden detaillierte Assoziationen und Erinnerungen, die durch den Geschmack der Speise hervorgerufen werden, auf den Karten besprochen, notiert und archiviert. An der zweiten Station wird gemeinsam gekocht. Hierfür werden Cacik,- und oder Tzatziki-Rezepte aus dem angelegten Rezeptarchiv ausgewählt. Neben der Möglichkeit gemeinsam zu probieren und zu kochen, informieren Karten über Brauchtümer, Geschichte, Kultur und Essen.

 

Dokumentarfilme, Interviews, und Gespräche an den Tischen begleiten das Ereignis. Ein Dialog bei dem Erinnerungen und Geschmäcker im Vordergrund stehen kann den Konflikt sicher nicht lösen, lässt aber jenseits der Politik andere Sprachen ins Spiel kommen.

Laura Oldörp
Cacik und Tzatziki
Ein multimediales Kochereignis im öffentlichen Raum
Abschlussarbeit

Hochschule Düsseldorf
Fachbereich Design
betreut von Prof. Anja Vormann und
Prof. Gabi Schillig

Das Projekt Paradise-Park-Kitchen ist Teil des EU Forschungsprojekts: „The People’s Smart Sculpture“, co-funded by the Creative Europe Programme of the European Union