Paradise–Park–Kitchen II

Obstsalat am Worringer

Zwei, drei Tische, Messer, Schneidebretter und Obst – mehr braucht man nicht um gemeinsam Obstsalat zu machen. 

»Ich kann nicht mitmachen, ich habe meine Hände nicht gewaschen, und das letzte Mal ist schon zwei oder mehr Wochen her, das war natürlich nur ein Spaß, aber sag mal ist das Obst auch gewaschen?«

Die Idee ist simpel: ein kleines Stück Küche in den öffentlichen Raum holen und dann über das Essen ins Gespräch kommen. Aber über was spricht man dann eigentlich? Klar, als Erstes über die Zubereitung und den Geschmack. 

»Erdbeeren, Orange, Banane und Melone – Milch oder Joghurt wäre noch besser.«

Aber das Essen und damit verbundene Traditionen schreiben sich besonders in unsere Erinnerungen und persönliche Erfahrungen ein. Wenn man nun also über Essen spricht – erfährt man dann auch automatisch etwas über die Menschen – deren Geschichte und Kultur? 

»Honigmelone wäre gut gewesen, das erinnert mich ein bisschen an meine Heimat.«

»Ich bin Andy K., ich erinnere mich an die Barkeeper-Zeit, beim Obstsalat machen. Ich war Barkeeper, hatte eine Bar in Ratingen – die Freie Tankstelle. Musste weg – da raus, mein Cousin hat die jetzt, ich bin Alkoholiker geworden. Ich will den Obstsalat für euch machen. Besser ist eine große Schüssel – ich mag es für viele Menschen was zu machen.«

»Ich bin Vitali, aber nicht Klitschko. Ich bin deutsch, aber ich komme aus Kasachstan. Ich bin Konditor. Karamellsirup oben drauf oder Schokolade mit Banane – Dekoration ist sehr wichtig – aber Kirschen fehlen noch. Vielleicht gehe ich jetzt noch zu McDonals und hole mir Sirup.«

An den Tischinseln ergeben sich intensive Gespräche und Dialoge. Die Antworten sind so divers wie der Platz selbst. Verschiedene Realitäten kollidieren, gehen ineinander über. Jedem Raum wohnt eine spezifische Erfahrung, eine Geschichte inne. Aktuell ist der inselartig angelegte Platz Durchgangszone. Ampelschaltungen, Fahrpläne und Passantenströme bestimmen Aufenthaltszeiten und soziale Konstellationen. Durch die festgefahrenen räumlichen Strukturen und eingeschriebenen Wege wird der Worringer Platz ein Ort für Nicht-Kommunikation.

Durch die Intervention rund um den Übertragungswagen entsteht ein inklusiver und offener Raum für Kommunikation. In diesem begegnen sich alle Akteur*innen auf Augenhöhe.

»Wenn man nicht spricht, nicht mit dir oder mit einem anderen, dann hat’s keinen Sinn. Man tauscht, sagen wir mal Ideen, Hobbies sind sehr wichtig, oder man redet über schöne Sachen, man hilft sich gegenseitig, reicht die Hand, aber schweigen? Das finde ich blöd – sagt mir nichts in meinem Leben.«

 

Sibel Kurt
Lisa Roderigo
Nina Henning
Michelle Wietek
Mariem Azzouzi
Annika Walter
Sophie Czika
Tülin Inan
Laura Oldörp

Obstsalat am Worringer
Semesterarbeit

Hochschule Düsseldorf
Fachbereich Sozialwissenschaften
betreut von Swantje Lichtenstein
Fachbereich Design
betreut von Prof. Anja Vormann

 

 

 

 

Das Projekt Paradise-Park-Kitchen ist Teil des EU Forschungsprojekts: „The People’s Smart Sculpture“, co-funded by the Creative Europe Programme of the European Union

Prozesstagebuch – 2,29 kB