Was macht einen Platz aus? Was erzählen Bewohner und Besucher und wie formen sie die Persönlichkeit des Platzes?
Der Worringer Platz in Düsseldorf ist seit vielen Jahren ein Ort, über den sowohl die Stadt, als auch die Stadtbewohner diskutieren. Der Platz beherbergt nicht nur eine Reihe von unterschiedlichen Menschen und Institutionen, er ist auch Teil einer neuen, kommerziellen Nutzung und Gentrifizierung rund um den Hauptbahnhof. Mit dem Projekt »Paradiesische Fotos« gestalteten wir über eine Woche ein mobiles Fotostudio Worringer Platz und kamen mit den Bewohnern und Besuchern vor Ort ins Gespräch. Was macht einen Platz aus? Ist er mehr als Beton, Asphalt und Glasbausteine? Was haben die Bewohner und Besucher von ihm zu erzählen und in wie weit formen sie die Persönlichkeit des Platzes? Wer spricht überhaupt über den Worringer Platz?
Das mobile Fotostudio »Paradiesische Fotos« ermöglichte eine Begegnung zwischen den Bewohnern und Besuchern des Platzes und uns als Studierende. Unsere Aktion war es, für die Bewohner und Besucher des Platzes kostenlose Portaitfotos zu erstellen, die wir später zum Abholen im gewünschten Format bereitstellten. Das Setting bestand aus dem Bus, zwei LED-Leuchten, einem Hocker und dem Worringer Platz als Hintergrundkulisse. Die Portraitierten hatten die Möglichkeit Fotos mit professioneller technischer Ausstattung von sich erstellen zu lassen – manche für sich selbst andere als Geschenk für Freunde oder Familie. Nach dem Fotografieren wurden die Fotos gemeinsam ausgewählt, im Bus bearbeitet und auf das richtige Format zugeschnitten. Die gedruckten Fotos wurden später am Bus ausgelegt und konnten von den Bewohnern und Besuchern abgeholt werden. Das mobile Fotostudio sprach sich herum und einige Besucher die erst skeptisch waren, kamen wieder zum Bus zurück und vertrauten sich uns an.
Aus dem Fotostudio entwickelte sich im Laufe der Woche ein Raum den Austauschs, an dem neben der Fotos persönliche Gespräche entstanden. Die Besucher und Bewohner des Platzes teilten ihre Geschichten und berichteten über die Dynamiken am Platz, Probleme und Freundschaften, die über die Jahre am Platz entstanden sind. Um den Ort aus einer Multiperspektive sprechen zu lassen, hielten wir die Begegnungen mit unterschiedlichen Medien fest. Aus dem Material bildeten sich mehrschichtige Narrative der Bewohner und Besucher des Platzes mit dem Versuch die Personen selbst sprechen zu lassen. Neben der positiven Resonanz vermieden einige Bewohner und Besucher weiterhin den Kontakt und fühlten sich durch vermeintliche »Kunstaktionen« zur Schau gestellt. Wir stellten uns die Frage nach der Auswirkung unserer Aktion. Welche Bilder werden generiert? Wer liest diese Bilder auf welche Weise? Wessen Geschichte wird erzählt? Um uns der Problematik anzunähern, befragten wir einige Personen am Platz zu ihrer Sichtweise auf unsere Aktion. Anstatt nur zu vermitteln, starteten wir den Versuch aus der Perspektive der Bewohner und Besucher das Material zu reflektieren. Mit dem Zwischenergebnis im nächsten Semester Workshops zu gestalten, um gemeinsam mit den Besuchern und Bewohner des Worringer Platzes eine Ausstellung zu gestalten.
Janna Lichter und Linda Weidmann
Paradiesische Fotos
Semesterarbeit
Hochschule Düsseldorf
Fachbereich Design
betreut von Anja Vormann und
Britta Wandaogo
Das Projekt Paradiesische Fotos ist Teil des EU Forschungsprojekts: „The People’s Smart Sculpture“, co-funded by the Creative Europe Programme of the European Union