Moving Digits

Moving Digits

Mixed Reality und Tanz sind die Themen des europäischen Projekts »Moving Digits«, das am 26. Oktober 2019 in Düsseldorf auf der kleinen Bühne des tanzhaus nrw vorgestellt wurde und dem ein 5-tägiger Workshop vorausging. Eine Gruppe von 12 internationalen Choreographen und Tänzern beschäftigte sich mit digitalen Technologien, deren tanzbezogenen Dimensionen und Strategien der Publikumsbeteiligung. Softwarespezialisten im Bereich Mixed Reality und Visualisierung (MIREVI-Team) der Hochschule Düsseldorf (HSD) haben zusammen mit dem portugiesischen Madeira Interactive Technologies Institute (M-ITI) in Zusammenarbeit mit den Künstlern Prototypen entwickelt, die als digitale Werkzeuge bei der Entwicklung ihrer choreographischen Konzepte eingesetzt wurden. Die Prototypen wurden in einem 6-monatigen Prozess konzipiert und entwickelt und basieren auf den Prinzipien des nutzerzentrierten Gestaltens. Basierend auf den Erkenntnissen, die in vorangegangenen Workshops, Interviews, Fokusgruppen und Bewegungsbeobachtungen gewonnen wurden, versuchten Medienspezialisten, Mixed-Reality-Entwickler und Designer, die Bedürfnisse der Tänzer und Choreografen als spezifische Benutzergruppe zu verstehen und digitale Werkzeuge zu schaffen, die es ihnen ermöglichen, ihr Ausdrucksfeld zu erweitern.

Im 3. Projekt-Workshop in Düsseldorf (22.-26.10.) wurden die von vier Künstlern während der Moving Digits Residency im August 2019 (in Sõltmatu Tantsu Lava, Tallinn) entwickelten Konzepte in Zusammenarbeit mit 8 Tänzern weiter verfeinert und neu interpretiert und als 4 separate Performances dem Publikum präsentiert.

Über das Projekt

Moving Digits: Augmented Dance for Engaged Audience (MODI) ist ein interdisziplinäres Kooperationsprojekt, das darauf abzielt, das Verständnis und Engagement des Publikums für zeitgenössische Tanzperformances zu verbessern und Tanz (auch nach der Aufführung) in erweiterter Form erlebbar zu machen. Das Projekt soll Tänzern, Choreographen und Technikern weitere Werkzeuge für Ausdruck, Archivierung und Analyse an die Hand geben. Das Projekt ist eine Partnerschaft zwischen dem Madeira Interactive Technologies Institute (M-ITI, Portugal – Lead Partner), der Hochschule Düsseldorf (HSD, Germany) und Sõltumatu Tantsu Lava (STL, Estonia). Das Instituto de Telecomunicações (IT, Portugal), Plux (Portugal), Tanzhaus NRW (Deutschland) and University of Greenwich (Großbritannien) sind assoziierte Partner.

Um diese Ziele zu erreichen, verwenden die Projektteilnehmer verschiedene digitale Techniken und künstlerische Ansätze, um Informationen von Tänzern zu visualisieren – insbesondere physiologische und Bewegungsinformationen. Am Körper werden Sensoren eingesetzt, um physiologische Informationen von den Tänzern abzurufen, wie z.B. Muskel-, Herz- und Hirnwellenaktivität. Im Raum wird die Bewegungsverfolgung verwendet, um Bewegungsinformationen der Tänzer aus verschiedenen Perspektiven zu erfassen. Die Informationen der Tänzer werden visualisiert und dem Publikum mit Hilfe von Mixed-Reality-Techniken (MR) gezeigt – die Informationen werden um den Tänzer herum präsentiert, folgen ihm und verstärken seine Präsenz auf der Bühne. Diese Visualisierung soll nicht nur informativ, sondern auch künstlerisch sein und sich in den szenografischen Gesamtansatz integrieren. Der Ton wird auch zur Vermittlung von Informationen über den Tänzer verwendet. Diese Informationen werden nach der Veranstaltung über eine Virtual-Reality (VR)-Visualisierung zugänglich sein – für das Publikum und die Tanzkünstler. Diese Lösungen werden aus der Perspektive der partizipativen Gestaltung in mehreren Veranstaltungen entwickelt, die in den Partnerländern (Portugal, Deutschland und Estland) stattfinden. Das Projekt bezieht Fachleute des zeitgenössischen Tanzes aus verschiedenen Ländern ein und versucht, verschiedene Arten von Publikum anzuziehen, um integrativere und international anwendbare Ergebnisse zu erzielen. Diese Lösungen werden der Tanzgemeinschaft als einfach zu benutzende Open-Source-Software und in Form von Forschungspublikationen zur Verfügung gestellt. Eines der Hauptziele des Projekts ist es, dem Publikum zu ermöglichen, mehr Einfühlungsvermögen für die Tänzerinnen und Tänzer zu empfinden und »unter die Haut« zu gehen, um ein besseres Verständnis ihres körperlichen Zustands und ihrer Bewegung zu erlangen. Wir wollen nicht nur die Erfahrung des bestehenden Tanzpublikums verbessern, sondern auch ein neues Publikum ansprechen. Das Projekt soll auch zu einem besseren Verständnis und einer besseren Dokumentation von Bewegung im Tanz führen. Die letzte öffentliche Aufführung der entwickelten Stücke wird am 13. März 2020 in Sõltumatu Tantsu Lava, einem der Projektpartner und einer der prominentesten Bühnen für zeitgenössischen Tanz in Estland, stattfinden. Die Diskussion über technische Lösungen, die Präsentation der Forschungsergebnisse und eine Ausstellung des virtuellen Archivs finden Anfang Juli in Düsseldorf statt.

Team
Nuno N. Correia, Stephan Jürgens, Raul Masu, Prof. Dr. Chris Geiger, Jochen Feitsch, Ivana Druzetic, Triinu Aron, Evelyn Raudsepp, Stefan Schwarz, William Primett

Artists
Deva Schubert, Einav Katan-Schmid, Eleonora Siarava, Ella Tighe, Hanna Pajala-Assefa, Kadri Sirel, Juan Felipe Amaya Gonzalez, Maria Pyatkova, Outi Elena Valanto, Simona Deaconescu, Sylvia Rijmer, Teresa Alves da Silva

(Im)possible Bodies: The Beautiful Glitch
Concept: Sylvia Rijmer; Performers: Maria Pyatkova, Teresa Alves da Silva

E-motional Landscapes
Concept: Outi Elena Valanto; Performers: Deva Schubert, Eleonora Siarava, Juan Felipe Amaya Gonzalez

A Dance to Remember
Concept: Simona Deaconescu; Performer: Kadri Sirel

Connection Retrieval
Concept: Hanna Pajala-Assefa; Performers: Einav Katan-Schmid, Ella Tighe

co-funded by the Creative Europe Programme of the European Union

weiterführende Links:

https://movingdigits.eu
https://mirevi.de
https://tanzhaus-nrw.de