Was habe ich eigentlich zu sagen? Und wie kann ich meine Gedanken filmisch aufarbeiten? Der Workshop zum Thema »I speak so you don’t speak for me« gab diesen Fragen einen zeitlichen und örtlichen Rahmen und schaffte dadurch auch einen Raum, sich mit der eigenen Identität zu beschäftigen. Sich selbst zum Sprechen zu bringen und seine eigenen Geschichten zu erzählen, anstatt den (Kamera)-Blick in gewohnter Weise nach außen zu richten und Geschichten über Fremde zu erzählen, war eine der Herausforderungen für die Workshopteilnehmer*innen.
Mit sich selbst als »Objekt« vor der Kamera zu experimentieren ist ein Wagnis, eine neue Erfahrung und ein Abenteuer zugleich. In einer Zeit in der wir ständig mit Bildern, Aussagen und Meinungen konfrontiert werden, in der selbst simple Prozesse gestaltet werden und wir durch wachsende Technologien immer besser vernetzt sind, ständig für Kommunikation abrufbereit stehen fällt es oft schwer eigenen Gedanken, Fragen und Anschauungen ernst zu nehmen aber vor allem diese zu formulieren. Was hat Bestand und Relevanz? Was habe ich zu sagen oder eben auch nicht? Was bedeutet für mich Kommunikation und wie kommuniziere ich mit wem? Wie kann ich selbst bewusst einen Sprachraum schaffen? Was ist meine eigene Sprache? Um eine Antwort zu finden bedarf es zunächst einer Frage: worum geht es eigentlich in einem Film über mich?
Bei dem zweitägigen Workshop arbeiteten die Teilnehmer*innen gemeinsam mit der Filmemacherin und Dozentin Britta Wandaogo und der Journalistin und Filmkuratorin Betty Schiel im öffentlichen Raum. Der Übertragungswagen wird dabei zum offenen working space, von dem mediale Interventionen im öffentlichen Raum ausgehen. Durch diese wird er gleichermaßen Knotenpunkt für Kommunikation und Rückzugsort für intensive Auseinandersetzung mit Material und Inhalt.
Das internationale Frauenfilmfestival (IFFF) findet wechselnd in den Städten Köln und Dortmund statt. Präsentiert werden internationale Filmproduktionen von Frauen – offen für alle Genres und Stilrichtungen – um aktuelle Trends und Entwicklungen aufzuzeigen, aber auch um eine Plattform für Vernetzung, Austausch und Weiterbildung zu bieten. Diskutiert werden branchenspezifische Fragen – von Produktionsbedingungen bis hin zu Nutzungsrechten – aber auch sehr private und persönlich relevante Themen. Workshops in den Bereichen Bildgestaltung und Filmtheorie runden das vielschichtige Festivalprogramm ab. Das IFFF versteht sich dabei als Sprachrohr für Frauen – in allen Segmenten der Filmproduktion.
»Ich spreche, so du nicht sprechen für mich - ist selbstbewusst. Ist sich selbst bewusst. Ich kann jeden Sprachraum ausfüllen mit den Worten, die mich bestätigen, Fragen stellen lassen oder wozu mich Sprache verleiten lassen kann.« Doris
»Im Workshop hat sich das dahingehend verändert, als ich doch die Kamera habe für mich sprechen lassen. Ein bisschen zumindest. Indem ich mich inszeniert habe, bin ich vielleicht ein wenig von mir abgerückt. Ich formuliere das so vorsichtig, weil ich das leichte Gefühl habe, mir währenddessen doch näher gekommen zu sein scheine.« Anna
»Der Platz an der Feuerwache wirkte für mich ein bisschen gemütlicher und behüteter als der Ebertplatz, allein von der Architektur, da der Platz bei der Feuerwache in einem Innenhof war und der Ebertplatz von Straßen umgeben ist. Das Publikum war auch ganz unterschiedlich. Am ersten Tag auf dem Platz bei der Feuerwache waren wir viel mehr für uns und mussten auf die Leute aktiv zugehen, um in Kontakt zu treten, während auf dem Ebertplatz oft Leute von selber kamen. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass der Ebertplatz viel öffentlicher und städtischer wirkte und dort auch viele Leute kamen, die drauf waren und vielleicht dadurch weniger Hemmungen hatten.« Marja
»Am Ebertplatz war es teilweise auch schwierig für mich, mich manchmal abzugrenzen oder deutlich zu machen, wenn ich keine Lust mehr hatte auf ein Gespräch oder Abstand haben will. Beispielsweise fing irgendwann ein Typ an „Deutschland Deutschland zu schreien“ neben mir und beleidigte die ganze Zeit einen anderen Typen. Dann habe ich irgendwann auch mal sagen müssen, dass er gehen soll, wofür ich aber lange gebraucht habe.« Marja
»Als ich erstmal den Respekt vor der Kamera verloren hatte, haben wir uns gut angefreundet. Vorher kam ich mir eher schüchtern ihr gegenüber vor. Und das, obwohl ich Bühnen gerne mag. Ich habe während des Filmens gemerkt, dass ich das Material am liebsten umgehend begutachten wollte, dabei bin ich sonst nicht so neugierig. Und ich habe gemerkt, dass mir unmittelbare Aufnahmen von mir selbst vielleicht sogar helfen können, mit mir und meinem Gedankenwirrwarr klarzukommen. Das kann sonst nur mein zweidimensionales Tagebuch. Am Ende hatte ich auch ein bisschen das Gefühl, den Ebertplatz ein Stück weit erobert zu haben und mich dort ganz wohlfühlen zu können.« Anna
»Wenn ich das mal so genau wüsste. In einem Film über mich, sollte es vermutlich um mich gehen, aber die Frage, wie ich das filmisch umsetzen könnte, arbeitet seit dem Workshop in mir und ich bin mir noch nicht ganz sicher, wohin das geht und wie der Film womöglich am Ende aussieht.«
Tanita
Linda Weidmann
Laura Oldörp
»I speak for myself «
Semesterarbeit
Hochschule Düsseldorf
Fachbereich Design
betreut von Prof. Britta Wandaogo
Weiterführende Links:
https://www.frauenfilmfestival.eu