Ein Tag bei der Mappenberatung

Jedes Jahr organisiert die Fachschaft Design eine Mappenberatung, in der Studieninteressierte und Studienbewerber_innen die Möglichkeit haben, ihre gestalterischen Arbeiten vorzustellen und sich Feedback einzuholen. Die studentischen Mitglieder der Fachschaft geben ihnen Ratschläge und beantworten Fragen rund um das Thema Bewerbungsverfahren und Studium.

Das Angebot beginnt im September und endet im Januar. Es ist hilfreich die Mappenberatung schon relativ früh im September oder Oktober zu besuchen, um langfristig an der Mappe arbeiten zu können. Zu Beginn der Veranstaltung spricht die Fachschaft über den Bewerbungsprozess, dann werden die Teilnehmer_innen je nach Teilnehmerzahl in Gruppen aufgeteilt. Anschließend gehen sie zusammen mit den Designstudierenden in die Seminarräume und legen mit der Präsentation ihrer Mappen los: sie bekommen eine Einschätzung von den Studierenden, einen Einblick in die Arbeit anderer Bewerber_innen, wodurch sie sich besser verorten können und lernen vom Feedback der anderen. Die Mappenberatung ist auch deshalb hilfreich, weil sich einige der Studierenden in der Prüfungskommission befinden und ihre Erfahrungen teilen können.

Wir werfen einen kurzen Blick in die Skizzenbücher und sprechen mit Tim Krause (Fachschaftsmitglied) über Do’s and Don’ts und der perfekten Mappe

Wie lange gibt es die Mappenberatung an der HSD?
Uh, die gibt es länger als ich denken kann. Und ich bin mittlerweile das älteste Mitglied in der Fachschaft. Vermutlich gibt es sie seit mindestens zehn Jahren.

Und wird die schon immer von der Fachschaft Design organisiert?
Genau, die wird schon immer von der Fachschaft organisiert. Das unterscheidet uns von anderen Designschulen und ist das tolle: die Mappenberatung wird durch die Studierenden organisiert. Bewerber_innen und Interessierte werden ausschließlich von den studentischen Mitgliedern beraten. Wir bekommen auch deshalb immer positive Rückmeldungen. An anderen Hochschulen sind es zum Teil Professor_innen oder auch Externe, die die Beratungen machen.

Hat sich in der Zeit etwas bei den Arbeiten der Studierenden geändert?
So wirkliche Veränderungen sehe ich nicht. Ich glaube, dass die Schere weiter auseinander geht: Der Anteil derer die mit relativ wenig und relativ naiv hierherkommen und schlecht informiert sind, wird größer, andererseits wird der Anteil der Leute, die schon genau wissen was sie wollen und sehr ausgearbeitete Projekte dabei haben, auch größer. Die Mittelschicht dünnt so ein bisschen aus. Es gibt mehr von den Leuten, die sehr schlecht informiert sind und es gibt mehr von den Leuten, die sehr gut informiert sind.

Spiegeln sich aktuelle Entwicklungen in den Arbeiten wieder?
Es werden natürlich oft politisch aktuelle Themen in Mappen aufgegriffen, obwohl wir in der Mappenberatung immer sagen: Kümmere dich lieber erstmal um dein eigenes Seelenheil, bevor du dir den Weltfrieden annimmst. Beschäftige dich mit Themen, mit denen du dich auskennst und eine Haltung hast. Trotzdem ist die Umweltkrise in den letzten Jahren ein dominantes Thema bei den Bewerber_innen. Schon vor Fridays for Future ist die Thematik für viele interessant und wichtig.

Gibt es die perfekte Mappe?
Nein. Jeder hat unterschiedliche Vorstellungen. Auch wenn es manchmal nur Nuancen sind. Die Mitglieder der Prüfungskommission können aber gute Gestaltung von schlechter Gestaltung trennen. Es gibt Mappen, denen man ansieht, dass sehr viel Herzblut investiert wurde. Viel persönliche Überzeugung und sehr viel Arbeit. Und das wird von jeder Kommission unabhängig von der Disziplin gewürdigt. Also, wenn man zu 100% hinter seinen Arbeiten steht, dann kann das auch jede Kommission sehen und würdigen. Das funktioniert schon.

Irgendwelche Do’s and Don’ts?
Also was überhaupt nicht geht sind formale Fehler und wenn man Sachen mitbringt, die im Kunstunterricht entstanden sind und am besten auch noch eine schlechte Note bekommen haben. Der Klassiker: du drehst das Ding um und hinten hat der Kunstlehrer eine 4- draufgemalt. Dann sollte man sich schon überlegen: Soll ich das wirklich mitbringen? Beschädigtes Papier, weiße Druckränder: ein unsauberes Arbeiten ist ein Don’t, sauberes Arbeiten ist auf jeden Fall ein Do. Man muss gestalterische und konzeptionelle Entscheidungen bewusst treffen können. Wenn man keinen Grund für etwas hat, dann sollte man es lassen. Ich glaube das bringt es auf den Punkt.

 

Gestalterinnen in der Reihenfolge wie im Artikel vorgekommen

Sarah Schüssl
Victoria Nardi

Weiterführende Links

http://fachschaftdesign.de/

Beitrag von Yohanan Khodr