Edi Danartono

Zwischen Kunst und Design

Kunst und Design: Edi Danartono vereint in seiner Arbeit diese sich überschneidenden Disziplinen — und grenzt sie dennoch bewusst, sogar physisch, voneinander ab. Nach einem Studium in Kommunikationsdesign und Exhibition Design an der PBSA arbeitete Edi Danartono für ein intensives Jahr als Designer. „Aber dann ist mir relativ schnell aufgefallen, dass das so nicht weitergehen kann. Mir hat vor allen Dingen die Arbeit an eigenen Projekten sehr gefehlt.“ Auf Lanzarote, wo er die Klasse Gursky der Kunstakademie Düsseldorf bei einer Ausstellung unterstützte, kam er mit Tobias Rehberger ins Gespräch und entschied sich, ihm an die Städelschule zu folgen und ein künstlerisches Studium aufzunehmen. In seinen folgenden Installationen dringen Einflüsse aus Exhibition Design und Kommunikationsdesign durch — sogar Möbelstücke scheinen es aus Düsseldorf nach Frankfurt geschafft zu haben. „In meinen Arbeiten spielen natürlich Ausstellungsdesign oder Fragen des Displays immer wieder eine ganz große Rolle.“, sagt Danartono. Auf der Suche nach einer Art grundlegendem Gedanken für sein künstlerisches Arbeiten erinnert er sich an seine Kindheit und Jugend zurück: „… in der man vor allem in Indonesien, also da wo meine Eltern herkommen, gefragt wird, woran man eigentlich glaubt. Ich habe dann immer aus Spaß gesagt: Ich glaube an Hanuman, den Affengott.“

»Affen könnten vielleicht der Zugang sein, für ein neues, besseres Verständnis für Natur und Kultur und wie wir uns darin positionieren.« Edi Danartono

Beeinflusst von traditionellem indonesischem Theater und Performances, die häufig von den Abenteuern des Hanuman erzählen, entwickelte Edi Danartono ein besonderes Interesse an Affen als transhumane Wesen. „Affen könnten vielleicht der Zugang sein, für ein neues, besseres Verständnis für Natur und Kultur und wie wir uns darin positionieren.“, erläutert Danartono. An der Jakarta Biennale 2015 beteiligt er sich mit der urbanen Installation „Kaluak Paku… (Fern shot…)“. Das verwendete Material Tarpaulin, das in Jakarta häufig genutzt wird, ist im Stil der Webmuster der Minangkabau Ethnie aus Sumatra verarbeitet. „…und das war dann auch eine ganz bewusste Art, die Bevölkerung vor Ort zu adressieren.“ Danartono ließ sich für dieses Projekt von verschiedenen urbanen Orten in Jakarta inspirieren, die sich die Bewohner angeeignet hatten. „Ich wollte ein urbanes Möbel bauen, weil ich ganz fasziniert war von deren Kreativität, aus gefundenen Materialien – ganz banal zum Beispiel zwei Steine, einem Zaun und einem Brett – etwas zu bauen, um sich mal hinzusetzen.“

Objekte werden zum Subjekt

Musik spielt in seinen Arbeiten ebenfalls eine wichtige Rolle. Edi Danartono war viele Jahre lang in einer Band, spielte Bass und sang. In seiner Ausstellung „Infinite Spin“ in Kooperation mit Ben van den Berghe im Studio MDM in Warschau (2016), nimmt er die Rolle des Performance-Künstlers ein. Acht Stunden lang mixte er live und stehend mit seinem Drumcomputer Minimal Techno in dem Offspace für zeitgenössische Kunst zusammen. Für ihn war es wichtig, „den Raum ein letztes Mal vor der Schließung energetisch durch Musik und durch tanzende Menschen aufzuladen.“ Die übrig gebliebenen Gegenstände dieses Ereignisses sind für ihn aber ebenso von großer Bedeutung. „Denn Objekte verlieren durch Interaktionen die eigene Objekthaftigkeit und werden zu einem Subjekt.“, so Danartono. Zusätzlich zu seinen freien Arbeiten und Ausstellungen arbeitet Edi Danartono aber auch als Grafikdesigner. Unter dem Namen „Edi Winarni“ gestaltet er meist für Museen und andere Künstler Kataloge, Printmedien und Webseiten. Er entwickelt somit eine neue Identität, die sich von seinen freien Arbeiten als Künstler abgrenzt. Seine Grafikarbeiten bezeichnet er selbst als Dienstleistung, in der er bei der Design-Entwicklung gerne berät und im engen Dialog mit seinen Auftraggebern steht. Aber den eigentlichen, gestalterischen Freiraum sieht er in der Kunst. Hier kann er sich selbst entfalten und „muss sich nicht notwendigerweise an den Kunden anpassen.“ Somit steht in seinem Leben die Kunst der Grafik gegenüber.

Verteilt auf zwei Laptops übernimmt er fast spielerisch einmal die Rolle des Edi Danartono oder die des Edi Winarni. Er selbst beschreibt seine grafischen Arbeiten als „minimalistisch, funktional und unaufgeregt“. In den ersten Jahren seiner Hochschulausbildung in Düsseldorf hat er das analoge Arbeiten sehr zu schätzen gelernt. „Durch das direkte Arbeiten am Rechner verlernt man die eigene Experimentierfreude. Durch haptische Wahrnehmung erlangen Ideen schneller ein Eigenleben und werden nicht sofort so generisch. Ich würde es jedem empfehlen.“ Edi hat einen sehr offenen Blick für Arbeitsweisen und Materialien. „Ich arbeite damit, was mich interessiert!“

Künstler oder Maler

Er wird oft gefragt, ob er sich selbst als Künstler oder Maler sieht. Aber auch hier rät er uns Studierenden, sich nicht festzulegen. Als Designer oder Künstler kann man durchaus beides sein und sollte sich nicht in Kategorien einsperren lassen. Dasselbe gilt für Materialien, Medien und Herangehensweisen bei einem Projekt. Seine Arbeiten handeln des Öfteren von der Erkundung und Darstellung bestimmter Ethnien. Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Arbeit „Teman Utan (Lamento)“ von 2018. Er erzählte uns, dass diese Arbeit während eines Jungle Trekkings durch Sumatra entstand. Daraus entwickelte sich eine Videoinstallation mit selbst gesampelten Soundsequenzen, die er in Frankfurt am Main in der Städelschule ausstellte. Thematisch befasst er sich hier mit der Region Nordsumatras mit Hintergrund des indigenen Volkes der Batak und deren Tradition von Klageliedern, den sogenannten Bilang-Bilangs. Edi Danartoro wurde von uns am Ende des Vortrags gefragt: „Was ist dein ultimativer Tipp für uns als Studenten? Was hast du aus dem Studium mitgenommen? Worauf müssen wir achten?“ „Gut organisiert sein, einen strengen Kalender führen. Man sollte ehrlich zu sich selbst sein, interessiert bleiben, gut zuhören und den Dialog suchen, offen bleiben für andere Meinungen, ein guter Mensch sein.“

Vortragsreihe des Masterstudios »Experimentelles Design«
Kathrin Gruszczyk
Semesterarbeit

Hochschule Düsseldorf
Fachbereich Design
betreut von Prof. Anja Vormann

Weiterführende Links
http://danartono.com/
http://ediwinarni.de/