Der Rand der Gesellschaft

Konfrontation. Provokation. Streifzüge durch das Umland von Düsseldorf. 

Damit beschäftige ich mich in meiner Bachelorarbeit sowohl auf fotografischer als auch auf textlicher Ebene. Der Arbeit liegt eine detaillierte Recherche über das Bestehen und die Problematik von Randgruppen, sowie dem Willen der Menschen Mauern zu errichten, zugrunde.

Der für mich interessanteste Punkt meiner Recherche waren die Gated Communitys, eine Wohnform die man ursprünglich aus den USA und Afrika kennt, die aber auch in Deutschland längst Einzug gehalten hat. Während man es in der Ferne mit hohen Kriminalitätsraten zu tun hat, sind es hierzulande jedoch selten Leben, die durch einen Pförtner oder Zaun gerettet werden. Vielmehr der Status und das eigene Ego werden poliert. Die Flucht in eine heile Welt, in denen Adressen und Prestige käuflich sind, steht der Tradition des sozial durchmischten Wohnens gegenüber. Mit diesem Wissen nahm ich mein unmittelbares Umfeld sowie die Speckgürtel der Städte unter die Lupe.

»Sie zeigt ihre Stellung, indem sie sich das Recht nimmt, unerkannt zu bleiben. Die öffentliche Zurückhaltung ist ihr Erkennungsmerkmal. Es ist das Klassensignal der deutschen Oberklasse.« Wüllenweber, Walter: Wüllenweber, Walter: Die Asozialen. Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren - und wer davon profitiert. München, 2014, S. 22

Zu den Personen, die ich interviewt habe, zählen ein alteingesessener Anwohner, ein Arbeiter, der seinen Beruf in einem solchen Viertel ausübt, und der Vater eines internationalen Fußballspielers. Diese Kontakte habe ich selber hergestellt. Das entstandene Buch im Format 17×24 soll den vermeintlichen “Rand” und dessen Definition in ein ungewohntes bzw. anderes Licht rücken und ihm eine andere Perspektive verleihen. Auch wenn meine Arbeit nicht repräsentativ ist, so sollte sie dennoch einfühlsam, geradlinig und authentisch sein. Um diese Vorstellung zu erzielen, war die Gestaltung natürlich von großer Bedeutung. Sie ist sehr klar, reduziert, flächig, schonungslos und an einigen Stellen provokativ. Nur durch sie ist es gelungen, ein Buch zu schaffen, welches Fotografie und Text in ein interessantes Spannungsfeld setzt, welches zusammenfasst, darstellt, kommentiert und kritisiert. Die Bildsprache ist dabei sehr neutral und unvoreingenommen. Erst durch das Zusammenspiel von Zitaten, Interviews und Fotos kommt es zu der von mir beschriebenen, provokativen Aussage. In den einzelnen Kapiteln befindet sich der Betrachter in unterschiedlichen Vierteln und Themengebieten, die durch passende Trennseiten eingeleitet werden. Auch das Thema der sogenannten Nicht-Orte (Nicht-Orte nach Marc Augé) und deren Anonymität wird innerhalb der Arbeit thematisiert.

Was Reichtum und Bildung und Prestige und eine gute Position im Leben einem geben, ist die Freiheit, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Englmann, Felicia: Maria und Josef im Ghetto des Geldes erschienen in: Draussen. Reportagen vom Rand der Gesellschaft, München 2013, S.201

Durch das offene Gestaltungsraster innerhalb des Buches ist ein variabler Umgang mit den Fotografien möglich. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass meine Streifzüge durch die verschiedenen Wohngebiete geprägt waren von Einsamkeit, Isolation, Anonymität und einer insgesamt riesigen Kälte, die einen umhüllte. Wenn ich nun aber über die Menschen spreche, mit denen ich in Kontakt stand, lässt sich sagen, dass ich es mit sehr herzlichen und offenen Menschen zu tun hatte, das hatte ich so nicht erwartet. Im Hinblick auf den Master kann ich mir vorstellen die Forschung zu dieser gesellschaftlichen Problematik noch weiter voranzutreiben und auszuweiten. Vieles an Material ist noch übrig, das verarbeitet werden könnte und vor allem ein noch intensiverer Kontakt mit der Zielgruppe würde mich reizen. Was letztendlich daraus wird möchte ich mir an dieser Stelle jedoch gerne offen lassen.

Bei vielen ist die Relation zum Geld abhanden gekommen. Viele dieser Menschen haben in meinen Augen die Freude am Wesentlichen verloren. ein Interviewpartner
Rand der Gesellschaft – Auszüge Interviews – 1,24 kB

Annika Opfer
Rand der Gesellschaft
Abschlussarbeit

Hochschule Düsseldorf
Fachbereich Design
betreut von Dipl. Des. Nina Ditscheid
und Gerhard Schröder

Weiterführende Links
www.annikaopfer.com
www.designmadeingermany.de/2017/139146/
(Interview mit designmadeingermany, Veröffentlicht in der Novum 10.17)