Der leere Schatten

Linda Weidmann über »Der leere Schatten«

»Das sind sie, die Bilder der Welt. Hier nur ein Wimpernschlag unter Milliarden von Blicken. Blicke die zu Beobachtungen werden – und neue Wimpernschläge. Abschweifungen, Flüchtigkeiten. Dort Gesten und Berührungen, Atemzüge. Vetraute Bewegungen. Räume die irgendwo vorhanden und gefüllt werden. Plötzliche Intimität – distanzierte Regungen. Rundherum die Bewegungen der Zeit.«

Verschiedene Phänomene der Wahrnehmung sind es die mich beim Betrachten bzw. dem Arbeiten von und mit Überwachungskamera-Bildern interessieren: Was ist das eigentlich für ein Raum in dem all diese Bilder von Menschen, Dingen und Orten gespeichert werden? Schaffe ich nicht einen neuen Raum dadurch, dass ich Aufnahmen miteinander verbinde, sie verwebe und sie dadurch zu einer neuen Einheit werden lasse? Dieser »neue« Raum entsteht in meinem Kopf, bzw. auf einem Bildschirm, der dann wiederum gesehen und mit anderen Dingen verknüpft wird. Was ist eigentlich Realität? In was für einer Beziehung stehe ich als Individuum zu dem Material, dass ich betrachte? Ist diese Wahrnehmung einseitig oder bin ich als Beobachter Teil des beobachteten Systems und nicht nur »strukturell gekoppelt«?

Die Gleichzeitigkeit von Dingen und im gleichen Gedankengang »die Zeit«, als Teil unserer Wirklichkeit. Jede Sekunde die passiert, passiert überall, zu jeder Zeit, an jedem Ort, In jeder Sekunde die passiert, passiert die ganze Welt. Wie eine alte Dame die aus dem Fenster schaut und die Dinge als abgekoppelten Teil ihrer Selbst betrachtet, schaue ich auf Überwachungskamera-Bilder und sehe viele Universen getrennt von meinem. Der Film »Der leere Schatten« ist ein Versuch, diese verschiedenen Empfindungen in eine Narration zu betten. Sie nur »durchscheinen« und Raum für eigene Abstraktionen zu lassen.«

Linda Weidmann
Der leere Schatten
Semesterarbeit

Hochschule Düsseldorf
Fachbereich Design
betreut von Prof. Reiner Nachtwey