Das Ich als Konstrukt

WHAT AM I EXACTLY?

Eva ist Mitte Zwanzig, HerumtreiberIn, PoetIn, SexarbeiterIn, Sternzeichen: Jungfrau, ehemalige Suchtkranke, Hausfrau, FeministIn, Model, auf der Suche nach sich selbst und mittlerweile Adam. 

Mit 14 erklärt sie das Konzept von Privatsphäre für veraltet. Sie legt ein öffentliches Tagebuch an und teilt ihr Leben online – schnell wird sie zum Star.

2014 stoßen Pia Hellenthal und Giorgia Malatrasi auf Evas Blog. Dieser fesselt beide so sehr, dass sie sich entschließen Eva zu treffen. Sie sind beeindruckt von Eva und ihrem Lebensentwurf, können diesen jedoch nicht (be)greifen, fassen oder klassifizieren. Nach und Nach entsteht die Idee für den Film Searching Eva, und damit der Versuch einer Visualisierung abseits der Sprache.

Throughout the process I found myself more and more reflecting upon the fact that my whole sense of me as a woman, as a person was shaped by society around me, influencing my most private life to its very fundament. It was like lifting a veil, more and more realizing how deeply I had internalized hatred against women, against sex workers, against queer and non conformist living – how it was written into my bones, my language, my view on the world.
Pia Hellenthal

SEARCHING EVA

Der Film wirft uns in ständig wechselnd Identitätsentwürfe und Lebensabschnitte von Eva. Wir begleiten sie in Berlin, Mexiko, Italien und Griechenland. Sehen sie auf Fashion Shows laufen, mit Drogen in der Badewanne, mit Sugar Daddies in vornehmen Hotels, mit kurzen Haaren, mit langen Haaren, mit Perücke, mit Ihrer Katze, nackt, zwischen Geldscheinen und in der Natur. Wir lernen ihre Liebhaber, ihre Stiefgeschwister und ihre Mutter kennen.

Jedoch gibt der Film nicht bloß Einblick in die letzten drei Jahre in Evas Leben, sondern kreist vielmehr um ihre Gedanken, Probleme und Wertvorstellungen, hinterfragt Konventionen und Normen im Bezug auf Sexualität, Geschlechterzugehörigkeit und Identität, hält der Gesellschaft den Spiegel vor, während sich der Betrachter ständig in Eva spiegelt. 

WORKSHOP – DAS ICH ALS KONSTRUKT

In dem zweitägigen Video Workshop das Ich als Konstrukt begeben wir uns gemeinsam mit Pia Hellenthal erneut auf die Suche nach Eva, um dabei mehr über uns zu erfahren: 

Wir lesen Blog-Einträge von Eva, durchforsten unveröffentlichtes Material, klicken uns durch Soundaufnahmen und Lieder und schauen den Film gemeinsam im Filmkunstkino Bambi während der queeren Filmnacht. Vor allem aber sprechen wir — über unsere eigene Identität oder vielmehr das Konstrukt dieser, über Eigen- und Fremdwahrnehmung, über die Rolle der Frau in der Gesellschaft, über die Macht von Bildern und über das Filmemachen an sich. Denn darum geht es in dem Workshop. Das Ich konstruieren, aufbrechen, erweitern, hinterfragen, definieren und befreien. Eva dient dabei als Ausgangspunkt und Inspiration, für die eigenen Überlegungen.

Das Ich als Konstrukt heißt, dass eine Identität wandelbar wird. Die Rollen (klassisch: Mann/Frau) sind nicht mehr festgeschrieben, sondern werden flexibilisiert. Dadurch werden Handlungsmöglichkeiten eröffnet, sowohl in der Geschlechteridentität, als auch in der Gestaltung der eigenen Wege. Katherina
Ich habe ein starkes Bedürfnis nach Freiheit festgestellt und ich selbst scheine diejenige zu sein, die mich darin begrenzt.
Corinna
Wichtiger erscheint mir nun meine eigene Position offen zu legen, wirklich offen und mutig zu agieren, um Gespräche überhaupt zu ermöglichen und ein Umdenken anzustoßen.
Laura
Ich habe keine Lust mehr darauf von Irgendjemanden als Objekt gesehen oder bewertet zu werden. Das versuche ich nach Außen zu tragen. Meike
»Das Ich als Konstrukt« – 7,15 kB

Überlegungen und Gedanken

Das Ich als Konstrukt
Video Workshop
mit Pia Hellenthal

Organisation
Meike Dietzel und Lisa Mühl

Artikel
Laura Oldörp

Semesterarbeit
Hochschule Düsseldorf
Fachbereich Design
betreut von Prof. Britta Wandaogo