Benjamin Nast, Alumni der Hochschule Düsseldorf, bewegt sich zwischen experimentellem und angewandtem Design. Projekte wie »neighbourhood«, eine neue Plattform für Ebay, »Planet B«, eine Ausstellung für das NRW-Forum, oder »saloodo!«, ein digitales Transformationsprojekt für DHL gehören zu seinem Arbeitsalltag. Benjamin arbeitet multidisziplinär und verbindet verschiedene Designfelder miteinander.
Den spielerisch wirkenden Sprung zwischen experimentellem und angewandtem Design schafft er durch die Trennung der Arbeitsszenarien. Er teilt seine Arbeit in zwei Bereiche ein: Labour Fou, ein Kollektiv, mit künstlerischem Schwerpunkt im Exhibition Design und temporärer Installation und milkmonkey, eine Designagentur, mit den Schwerpunkten Interactive Design, User Experience, Corporate Design und Digital Consulting. Beide Bereiche können sich auch überschneiden – Projekte mit klarem Auftrag inspirieren zu freien Arbeiten oder aus künstlerischen Experimenten werden Werkzeuge erweitert, um sie für Kunden zu verwenden. Beide Arbeitsplätze teilt er mit ehemaligen Studienkollegen.
»Das wäre optimal, wenn das nach dem Studium immer entstehen würde. Mit Freunden etwas zusammen kreieren. Und jeder weiß über den anderen, was sein Spezialgebiet ist, seine Expertise. Ein richtiges Traumkonzept.«
Aktuell realisiert Benjamin Nast gemeinsam mit milkmonkey die »design week düsseldorf«, eine mehrtägige Veranstaltungsreihe und Plattform, um den Design-Diskurs zu fördern. Die »design week düsseldorf« will Raum für den Dialog hinsichtlich Arbeits- und Denkweisen im Design schaffen. Es werden freie und künstlerische Workshops zu einem Themenspektrum von Design bis Philosophie angeboten. Dabei bleibt die »design week düsseldorf« klein und authentisch. Eine One-Man-Show der großen Agenturen soll vermieden werden – das ist ihnen wichtig. Ansonsten versucht milkmonkey mithilfe von Experiment und Improvisation unkonventionelle Lösungen für große Unternehmen zu gestalten. Für sie spielen Prozesse eine wichtige Rolle und die ständige Frage, ob das auch ankommt, was sie machen.
Im Kreativkollektiv Labor Fou findet Benjamin Nast einen Ausgleich zur durchgetakteten Arbeitswelt. Mit dem Kollektiv reizt er Grenzen aus und entfaltet seine Kreativität. Das mehrköpfige Team aus Düsseldorf und Köln schafft neue Sichtweisen – greift in den urbanen Raum ein, denkt den Stadtraum neu und erforscht ungewöhnliche Nutzungsformen. Im eigenen Interesse, sowie nach Aufgabenstellung, entstehen hier analoge, künstlerische Projekte. Für Aktionen wie HOTEL shabbyshabby haben Labor Fou ein Ufo aus recycelten Materialien gebaut. Mit spielerischen Herangehensweisen erhalten Alltagsgegenständen eine neue Bestimmung und aus einer Waschmaschinentür wird ein Bullauge. Illustrationen, die in Zusammenarbeit mit dem Kollegen Thomas Quack entstehen, sind eine einfache Möglichkeit für Benjamin Nast wichtige Kombination von analogen und digitalen Techniken aufzuzeigen und Nischen zwischen den Bereichen zu finden.
»Die letzten Projekte, die wir gemacht haben, waren schon immer Kindheitsträume. Als Kind wollte man ein Ufo bauen, in einem Schiff schlafen oder einen riesig großen Wal bauen.«
Das Arbeiten im urbanen Raum ist nicht immer einfach und oftmals müssen Rückschläge hingenommen werden wie zum Beispiel mit dem Projekt »Die Mülheimer Freiheit – gemeinsam bauen & stadt gestalten« in Köln. In dem Stadtteil Mülheim, der durch Problemstrukturen gekennzeichnet ist, entwickelte Labor Fou in Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Köln eine urbane Installation, um Leute zusammen zu bringen. Sie sollten einen Ort gestalten zum gemeinsamen Grillen, Picknicken, Spielen und Treffen. Nach zwei Wochen wurde das Projekt angezündet. Jemand hatte Petroleum auf die Installation gekippt und einen riesengroßen Feuerwehreinsatz ausgelöst. Warum passiert so was? Warum machen Leute das? Aber wenn man es gar nicht versuche, bekomme man auch keine Antwort, sagt Benjamin Nast. Man habe einfach keine Sicherheit im öffentlichen Raum. Doch von solchen Rückschlägen lässt er sich nicht klein kriegen. Nächstes Jahr versuchen sie es erneut.
Neben seinen Projekten ist Benjamin Nast wichtig, im Austausch und Zusammenarbeit mit seinen Freunden zu bleiben. Einfach mal zusammen Tischtennis zu spielen oder sich die Zeit zu nehmen, um über Prozesse nachzudenken, zu experimentieren, dem Zufall Platz verschaffen. Und das ist es, was seine Arbeit in der heutigen, schnelllebigen Welt so besonders macht.
milkmonkey
labour fou
raumlabor
design week
Janek Bernstetter und Laura Setzer
Vortragsreihe des Masterstudios »Experimentelles Design«
Semesterarbeit
Hochschule Düsseldorf
Fachbereich Design
betreut von Prof. Anja Vormann