Auf Düsseldorfs Straßen

Kein Projekt über die Menschen.
Ein Projekt mit den Menschen.

Die Arbeit »Auf Düsseldorfs Straßen« setzt sich mit dem Leben auf der Straße auseinander und entstand in Zusammenarbeit mit den Gästen des »gutenachtbus«, einer mobilen Hilfe für obdachlose Menschen. Wie sieht das Leben aus der Perspektive eines obdachlosen Menschen aus? Was beschäftigt, denkt und fühlt eine Person ohne Obdach?Das sind Fragen mit denen ich mich in meiner Arbeit auseinandersetze. Ich möchte herausstellen, dass es trotz sozialer Unterschiede der Menschen auch Berührungspunkte zwischen ihnen gibt. Wie kann man die Thematik »Leben auf der Straße« kommunizieren ohne Menschen in eine Opferposition zu drängen? Durch ein gemeinsames Foto-Projekt soll das Leben auf der Straße aus der Perspektive von Betroffenen sichtbar werden. Zusätzlich werden allgemeine Themen wie Beziehungen, Angst, Glück und Zukunft besprochen. Es geht nicht um eine Lebensgeschichte, sondern darum, was die Person im Moment denkt, fühlt und bewegt. Die Thematik öffnet sich und die Teilnehmer werden als Menschen, nicht als Obdachlose, wahrgenommen. Als Medium ist ein mobiles Ausstellungssystem entstanden, welches auf Düsseldorfs Straßen aufgestellt werden kann.

Prozess, Bilder und Interviews

Damit Menschen, die auf Düsseldorfs Straßen leben, Bilder aus ihrem Leben festhalten können, wurden vierzehn Einwegkameras an Besucher des gutenachtbus verteilt. Die Aufgabe lautete, eine Woche lang zu fotografieren. Was genau fotografiert wird, war die Entscheidung der Teilnehmenden. Es wurden folgende Denkanstöße gegeben: Plätze an denen du dich aufhältst, Dinge die dir gefallen oder auch Dinge die du nicht magst, deine Aktivitäten, dein Umfeld, Sachen, die du interessant findest.

Sieben Kameras sind von Besuchern zurückgegeben und entwickelt worden. Im Folgenden werden die Gespräche und Bilder gezeigt. Die Teilnehmer können entscheiden, welche Bilder sie nicht zeigen wollen oder ob sie anonym bleiben möchten. Die folgenden Bilder sind original und unbearbeitet. In der späteren Anwendng wurden einzelne Bildausschnitte angepasst und Farbkorrekturen vorgenommen. Im weiteren Verlauf wurden die Bilder entwickelt, dem jeweiligen Fotograf/-in zurückgegeben und über die entstandenen Bilder Gespräche geführt. Hierzu wurde ein Treffen außerhalb des gutenachtbus vereinbart, um eine ruhige Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Wir haben die Bilder zusammen angeschaut und besprochen – was ist zu sehen, warum hast du das fotografiert.

Uwe

Bild 01

Hier wollte ich den Mond fotografieren. Das müsste er sein. Der Mond bei Tageslicht, das war die Intention. Was mich interessiert ist – wir haben bestimmte Vorstellungen: wenn der Mond da ist, ist es dunkel und Nacht und wenn er nicht da ist, muss es Tag sein und hell sein. Jetzt tauchen eben beide Elemente gleichzeitig auf. Ich habe dann an die Zauberflöte gedacht. Dort gibt es die Königin der Nacht, die immer mit einem Mond auf dem Kopf dargestellt wird. Verbunden damit ist ein Schattenreich, das Reich des Bösen. Ich habe die Oper mal im Marionettentheater gesehen, das ist sehr zu empfehlen. Verschiedene Aufführungen habe ich im Internet gesehen. Das ist das tolle heute. Man muss nicht extra nach Bregenz fahren, man muss nicht nach Salzburg fahren.

Bild 02, 04, 05

Das war dieser Grabstein mit diesem Baum. Dann habe ich den Gitarrenkoffer davorgestellt, weil ich das als Motiv reizvoll fand. Du fandest die Komposition schön? Ja, ich vermute, dass es ein Grabstein ist. Aber du willst deine Gitarre nicht begraben, oder? Nein auf gar keinen Fall. Wir hatten da auf einer Bank gesessen. Ich habe meinem Freund Peter da etwas auf der Gitarre vorgespielt.

Bild 06

Das war am Japan Tag. Ich wollte einfach mal diese einzelne Trommel fotografieren. Ich habe die Trommler beobachtet. Ich gucke mir manchmal Events in der Stadt an. Ich habe auch die Jazztage besucht zum Beispiel.

Bild 03

Hier ging es um diese Kostümierung. Die ist leider nicht so deutlich zusehen. Da scheinen sich Leute ihre eigenen Gedanken zur Kostümierung zu machen und das fand ich dann ganz gut.

Bild 08

Das war das Feuerwerk beim Japan Tag. Ab und zu mag ich Feuerwerk. Ich würde das auch gerne mal filmen und mit meiner Musik zu untermalen.

Bild 07

Man sieht diese großen Blasen, das finde ich faszinierend. Die Form ist faszinierend. Diese Kugelform kommt eigentlich nur in der Mathematik vor, in der Natur eigentlich gar nicht. Solche exakte Symmetrie hat die Natur nicht, obwohl sie auch symmetrisch arbeitet. Bei allen Bäumen zum Beispiel. Das Gesicht ist auch symmetrisch aufgebaut, aber nicht exakt. Wenn man die linke Hälfte neben die linke Hälfte spielegelt, wirkt das Gesicht anders. Eine exakte Symmetrie hat die Natur nicht. Ich habe aber vom Peter gehört, dass Wassertropfen im All auch diese exakte Kugelform annehmen. Ich finde bei Seifenblasen auch die Farbgebung interessant. Ein bisschen gelb, blau und manchmal sind sie völlig klar.

Bild 09

Ich gehe öfter den Rhein entlang spazieren. Diese Schattenbildung – ich würde auch gerne mal nur Schatten fotografieren. Das ist interessant. Es gibt hellere und dunklere Schatten, die sich manchmal überlagern, das gibt ganz interessante Effekte.

Bild 10, 11, 12

Das war auch noch vom Japan Tag. Ich wollte die Leinwand fotografieren. Da sieht man ein Musikinstrument, eine Koto. Das wollt ich festhalten. Von der Gattung her ist es mit der Gitarre verwandt. Die Erzeugung des Tones ist vergleichbar. Ich habe mal im Studium ein Referat über die Entstehung vom Klavier gehalten. Was hast du denn studiert? Musik? Ja, in Duisburg. Wie lang spielst du denn Gitarre? Eigentlich so zwanzig, dreißig Jahre. Wie alt bist du denn? Oder ist das ein Geheimnis? Da spreche ich nicht gerne drüber. [lacht]

Bild 13

Hier ist das eigentliche Motiv gar nicht richtig drauf. Ich wollte den Zeppelin fotografieren. Der taucht da plötzlich auf. Ich wusste nicht ob das mit dieser Entfernung klappt. Ich finde die Fortbewegungsart immer schon interessant. Also Ballons und Zeppeline aus der Frühzeit des Fluges. Man wundert sich ja eh immer, wenn man diese dreihundert Tonnen schweren Flugzeuge am Himmel sieht – warum sie denn dann fliegen können. Sie müssten eigentlich herunterfallen. Irgendwie haben die Ingenieure das hinbekommen, dass es durch die Luft geht.

Bild 03

Das ist ein gutes Kostüm. Es scheint ein Gehirn zu sein. Sie hat es aber nicht auf dem Kopf, sondern auf dem Rücken. Ich finde das ganz interessant, auch die Haarfärbungen.

Bild 14

Hier ist eine seltsame Form am Himmel. Normalerweise sind Sterne rund, der Mond ist manchmal eine Sichel, mal voll. Aber diese U-Form habe ich bisher noch nicht am Himmel gesehen. Deswegen habe ich das mal mit fotografiert. Ich mache die Fotos nicht nur für den Augenblick. Ich überlege mir auch, wie man mit den Bildern weiterarbeiten kann und welche Erkenntnisse man noch gewinnen kann. Welche Fragestellungen sich ergeben.

Bild 15

Das ist in der Nähe der Oper. Ich wollte diese vergoldete Brücke fotografieren. Ich habe mich gefragt warum man sie vergoldet, wozu das eigentlich notwendig ist. Sie wurde neu mit Blattgold versehen. Gefällt dir das nicht so gut? Mit gefällt das schon. Aber ich frage mich dann immer, warum man so viel Geld ausgibt nur für den Prunk.

Bild 16, 17

Das war dieser Zeltaufbau für die Rallye. Da habe ich quasi erstmal dieses Gerippe gesehen, diese außergewöhnliche Dachform. Sehr cool, das sieht man ja sonst gar nicht wenn es fertig ist. Genau wenn es fertig ist, sieht man nicht was darunter ist.

Bild 18

Da sieht man auch den Tagesmond mit seiner sichelartigen Form, das wollte ich festhalten. Es ist auch noch der Sonneneinfluss sichtbar. Ich habe beides zusammen gekriegt. Du hast schon eine Faszination für den Mond, die Sterne und den Himmel? Ja. Seit geraumer Zeit interessiert mich, was da oben irgendwie stattfindet. Ich gucke auch ab und zu im Internet, wenn Sonden Fotos von Meteoriten oder Planeten schicken. Würdest du gerne mal auf einen anderen Planeten, wenn du könntest? Ich würde es mir mal angucken. Durch die moderne Technik sind Bilder möglich geworden, die man vorher nicht sehen konnte. Vorher hatte man nur Berechnungen und auch zum Teil falsche Interpretationen. Man kann sich aber vorstellen warum Menschen was Falsches denken mussten. Auch weshalb Menschen denken mussten, die Erde sei eine Scheibe. Es ist kurioserweise ja so, wenn man ständig gerade aus geht und man sich vorstellt, man könnte einmal um die Erder herum gehen, würden wir immer nur eine Ebene sehen und Berg auf und Berg ab gehen. Wir würden mit unseren Augen nicht sehen können, dass es kugelartig ist. Man versteht, warum die Menschen das gar nicht anders sehen konnten. Daran sieht man auch, dass Logik nicht unbedingt alles erklärt. Logik liefert auch zeitabhängige Interpretationen. Die eigenen Wahrnehmungsorgane nehmen nichts anderes war.

Bild 19

Das könnte auch vom Feuerwerk sein.

Bild 22

Das ist nochmal der Himmel.

Bild 20, 23

Auch nochmal der Rhein. Den Tagesmond hast du oft fotografiert. Die Erscheinung ist interessant.

Anonym – ein paar Fragen

Ich würde dir gerne noch ein paar Fragen stellen, die ich jedem stelle der fotografiert hat. Wenn du etwas nicht beatworten möchtest, musst du das nicht. OK. Was denkst du über Düsseldorf. Magst du die Stadt? Oder eher nicht?

Ja, ich mag Düsseldorf aus folgendem Grund: das ist meine Heimat. Ich bin in Düsseldorf geboren. Ich habe schon mehrfach im Leben so eine Phase gehabt, dass ich es hier doof fand, habe meinen Rucksack gepackt und bin ins Ausland gegangen. Ich hab geschworen ich komme nie wieder zurück nach Düsseldorf. Letztendlich bin ich aber immer wieder hier gelandet und habe auch gemerkt, das ist ganz gut so. Ich habe ein bisschen Heimatverbundenheit. Es ist irgendwie meine Stadt. Und auch aus rein praktischen Gründen. Hier weiß ich wie der Hase läuft. Hier kenne ich Orte, hier kenne ich Wege, hier kenne ich Leute. Das macht das Leben dann schon leichter. Gerade wenn man keinen festen Wohnsitz hat.

Wie stellst du dir das Paradies vor? Ein perfekter Ort, gibt es den?

[lacht] Also All diese Sachen Himmelreich, Paradies, Fegefeuer, Hölle, Verdammnis was auch immer – stelle mir nicht als reale Orte vor. Ich glaube das sind tatsächlich Symbole. Ein Stück Paradies würde ich verwirklicht sehen wenn die Leute einfach lieb zueinander sind, nett zueinander, sich respektieren, aufeinander aufpassen. Solche Sachen eher.

Was denkst du über deine Zukunft. Hast du Wünsche oder Träume?

Ich versuche weitestgehend im hier und jetzt zu leben. Dann verbietet es sich manchmal viel mit der Zukunft zu hantieren. Genauso wie mit der Vergangenheit – ist ja klar. Beides gleichzeitig funktioniert irgendwie nicht. Klar schaue ich auch nach vorne, aber nicht all zu weit. Meine persönlichen Erfahrungen haben mir gezeigt, dass das nicht so viel Sinn macht. Die Dinge verändern sich manchmal so schnell. Wenn man zu weit nach Vorne guckt bringt das nichts, das sind Gedankenspiele. Naja, ich glaube es ist nicht besonders fruchtbar. Ich gucke aber ein Stück weit und da habe ich auch ganz gezielt Wünsche. Jetzt auch im Zusammenhang mit den Dingen über die wir gesprochen haben: dass sich an diesem Platz bleiben kann und irgendwann alles ordentlich wird, dass ich ein bisschen mehr die Erlaubnis habe etwa zu machen. Bevor das Mikro anging habe ich dir ja von ein paar Reibungen erzählt zwischen Menschen. Das wünsche ich mir zum Beispiel auch, das wir alle nett zueinander sind. Das wir es einfach auch einsehen, dass wir ja alle das gleiche wolle. Nämlich ein bisschen Glück und Frieden und schöne Sachen. Das sollten wir uns gegenseitig auch gönnen. Das wäre der erste Ansatz.

Ja! Ich finde das was du über die Zukunft gesagt hast, klingt beruhigend. Auch für mich. Ich frage mich auch was nach meinem Abschluss passiert oder generell was ich in fünf Jahren mache. Das macht mich manchmal nervös. So wie du das beschrieben hast macht beruhigt einen das. Vielleicht nehme ich das für mich auch so mit. Wie alt bist du? Oder ist das privat?

Nein ich bin keine Diva. [lacht] Ich bin zweiundvierzig.

Wo fühlst du dich Zuhause?

Rein örtlich, auf materieller Ebene ist Düsseldorf mein Zuhause. Auf jeden Fall. Ich bin da aber nicht aufs örtliche fixiert. Das Thema Paradies kommt da wieder, solche Sachen sind mir auch ganz wichtig. Da wo freundliche Menschen sind, die einander achten – da fühle ich mich Zuhause, da fühle ich mich wohl. Das ist ein wichtiger zusätzlicher Faktor. Ich merke das ja konkret am Beispiel: Ja dieses Düsseldorf ist der Ort an dem ich mich zuhause fühle. Aber an so Tagen wo überall Stress ist, die Leute einander anfeinden und so – dann empfinde ich das gar nicht mehr so. Das scheint schon ein ganz wichtiger Aspekt zu sein, zusätzlich zu diesem Ort. Das ist ja auch schon in der Fragestellung enthalten: Wo FÜHLST du dich zu Hause. Man fragt eigentlich nach einem Ort aber das Kriterium ist in der Fragestellung schon enthalten. Wie man sich fühlt ist halt wichtig.

Was macht dich glücklich?

Allgemein positive Sachen denke ich. Das Glück macht wohl glücklich. [lacht]

Wovor hast du Angst?

Angst, das ist ein großes Thema. Am liebsten würde man glaube ich immer sagen: „Vor nichts!“. Aber ich glaube fast keiner darf das mit recht sagen. Wovor habe ich Angst? Hrm, meine Ängste spielen sich größtenteils so in dem Bereich ab, dass ich das bisschen was ich habe noch verliere. Ich bin gar nicht so materialistische eingestellt aber in dem Bereich gibt es ganz klar Verlustängste. Da habe ich schon ein bisschen Angst vor, auch meinen Platz zu verlieren.

Aber das ist im Moment keine akute Gefahr.

Nein, Gottseidank nicht. Sonst zum Thema Angst, das ist glaube ich auch eine Königsdisziplin sich das selber einzugestehen und beim Namen zu nennen zu können. Da sind garantiert noch Sachen. Ich versuche schon relativ furchtlos zu sein, finde ich wichtig. Aber jeder hat glaube ich Angst vor gewissen Sachen.

Seit wann gehst du zum Gutenachtbus?

Seit ungefähr seit zwei Jahren. Woran ich mich gerne noch erinnere: am Anfang gab´s eine riesengroße Scheu konkret jetzt hier vor Ort. Ich hab bestimmt sechs sieben mal da drüben auf der Treppe gesessen und gesagt: „ Heute! Heute ist der Tag. Heute gehe ich das erste mal zum Gutenachtbus.“ Alles war gut und dann kamt ihr mit dem Bus angefahren und die Menschentraube sammelte sich. Ich kenne die meisten ja auch, das war zum Teil auch schön. Und dann rumms – hatte ich irgendeine Blockade drin, nach dem Motto: „Ich kann da jetzt grade nicht rüber“. Das hat echt lange gedauert.

Wovor hattest du Angst?

Ich weiß es auch nicht. Manchmal bin ich vielleicht ein bisschen Menschen scheu. Tatsächlich habe ich auch von Kindheit an ein cholerisches Temperament. Ich habe viel an mir selbst gearbeitet und mich selbst ein Stück weit erkannt. Deshalb habe ich das weitgehend befriedet und unter Kontrolle. Das wäre auch noch ein Nachtrag zum Thema Angst. Aber manchmal fürchte ich mich davor, dass ich selber die Kontrolle verliere und einen richtigen Ausbruch kriege, Zornesausbruch. Das hatte ich früher echt richtig oft, von frühster Kindheit an. Jetzt schließt der Kreis sich, in so einem Umfeld habe ich die Wahrscheinlichkeit erhöht gesehen.

Das verstehe ich.

Ich bin ja ganz entspannt. Wenn ich da jetzt aber rüber gehe und dann gibt es einen Ellenbogen in die Seite oder dies oder das, einen dummen Spruch – was ist dann mit mir? Da habe ich eigentlich schon wieder Angst vor mir selbst und meinem Temperament. Es hat dann etwas gedauert aber dann war es auch gut. Ich bin schon Dankbar dafür und ich finde super, dass ihr das macht und das es den Bus gibt. Das ist immer eine ganz gut Gelegenheit sich Abends nochmal zu versorgen. Gerade im Winter ist es auch wichtig. Entweder liegt man zu der Zeit schon in seinen Schlafsäcken, was selten der Fall ist, oder man holt sich etwas warmes zutrinken. Das ist schon Prima so. Vielmehr kann ich dazu nicht sagen. Ich finde es toll das es den Bus gibt.

Du sagtest eben du kennst viele Leute am Bus. Hast du viele Freunde hier in Düsseldorf? Oder sind das eher Bekannte die man dann so am Bus trifft?

Also die Menschen hier aus dem Umfeld, die ich dann am Bus treffe, sind eigentlich eher Bekannte. Da sind so ein paar Leute die vielleicht gerade dabei sind Freunde zu werden. Ansonsten habe ich eigentlich richtig viele Freunde in Düsseldorf. Da bin ich auch dankbar für. Gerade bei uns Leuten ohne festen Wohnsitz ist es auch oft so, dass sowas völlig fehlt. Das Soziale Umfeld und so. Nee, dass ist schon super. Die Leute haben mich auch schon fast alle besucht. Das finde ich auch ganz toll, ohne Einladung. Irgendwen habe ich mal von früher getroffen und ihm erzählt wo ich so ungefähr bin. Joar und dann trudeln so ein paar Leute ein. Das war ganz toll.

Hast du einen typischen Tagesablauf oder ist jeder Tag anders?

Einen richtigen typischen Tagesablauf habe ich nicht. Ich versuche tatsächlich ein bisschen einen Ablauf zu haben. Ich habe mich dazu entschieden kein Hartz IV mehr anzunehmen. Das wäre jetzt ein ganz neues Thema. Ich habe so meine ründe und habe mich entschieden, dass ich das nicht mehr möchte. Das einzige was ich für meinen Lebensunterhalt mache, um ein bisschen Kleingeld zu haben ist Leergut sammeln. Da sind bestimmte Zeiten gut, es ist auch ein Job. Das ist ein ganz schön harter Job mittlerweile weil es ganz schön viele machen uns. Ich muss schon so meine Orte und Zeiten kennen. Die Kombination ist ganz wichtig. Ich muss wissen wann ich wohin gehe, sonst ist es einfach zu mühsam. Sonst kann ich auch nichts mehr mit den Pflanzen machen, dann fehlt mir da die Zeit und Kraft. So richtig müßiggängerisch, so wie ich mir das selber mal gedacht habe, ist mein Tag nicht. Ich mache mich auch nicht kaputt, das ist ja das Tolle. Ich kann jederzeit entscheiden. Ich weiß wenn ich das und das möchte, muss ich das und das tun. Also auf den Punkt gebracht: ein bisschen Tagesablauf gibt es. Das muss es auch geben sonst kann ich gar nicht überlegen aber ich versuche es so locker wie möglich zu halten.

Hast du noch Fragen an mich? Oder möchtest du noch irgendwas sagen.

Nein nicht wirklich. Das wäre jetzt wahrscheinlich stilvoll, jetzt so ein Abschlusssatz.

Nein, du hast schon so viel tolle Sachen gesagt. Auch Sachen, die mir in meiner Situation gerade weiterhelfen.

Ja schön! Schön, dass du das sagst.

Die Installation im öffentlichen Raum - ein Test

Die Installation wurde im öffentlichen Raum aufgebaut, um zu beurteilen, ob die beschriebene Bauweise und die Inhalte auf den Betrachter wirken. Zusammen mit einem Kurs von Prof. Anja Vormann wurde die Wirkungsweise getestet. Den Betrachtern wurden Fragen zu den gleichen Themen gestellt, die auch in der Installation vorkommen. So entsteht eine Ebene und Nähe zum Inhalt wird erzeugt. Der Einsatz wurde vom Team des Übertragungswagen der Hochschule begleitet und filmisch dokumentiert.

Lena Dreyhaupt
Auf Düsseldorfs Straßen
Abschlussarbeit

Hochschule Düsseldorf
Fachbereich Design
betreut von Prof. Anja Vormann und
Prof. Philipp Teufel