Temps d’Images

Zeiten der Bilder - Das Festival Temps d'Image im Tanzhaus NRW

Auf dem Festival »Temps d’Images« im Tanzhaus NRW in Düsseldorf waren auch dieses Jahr wieder viele Künstler vertreten, die sich mit neuen Bilderwelten beschäftigen, die uns durch die wachsenden technischen Möglichkeiten bereitstehen. Woher kommen diese Bilder und was tragen sie für ein Potential in sich? Der Schwerpunkt des diesjährigen Festivals, das Factory Artist Choy Ka Fai als Ko-Kurator mitgestaltete, lag auf interaktiven Arbeiten.

Am Eröffnungswochenende stellten Andrej Boleslavsky und Maria Judova ihre Virtual Reality Installaion »DUST« im Foyer bereit, bei der eine 40-minütige Tanzperformance durch ein Virtual Reality Headset auf neue Weise erlebbar gemacht wurde. Die Tänzer zerfielen während ihrer Performance in kleinste Partikel, die schwerelos im Raum schwebten.

DUST Trailer

Eine ähnlich poetische Performance mithilfe scheinbar kalter, digitaler Technik ist auch den beiden Künstlern Adrien M & Claire B von »Hakanai« gelungen. Eine Tänzerin agiert in einem Raum, der sich durch Projektionen auf den Wänden um sie herum formt. Die beiden Schriftzeichen »Mensch« und »Traum« des japanischen Wort »Hakanai« sind Grundlage des Konzepts. Eine Zwischenwelt wird dargestellt, die jeden Moment zerfallen und gleichzeitig neu geformt werden kann.

HAKANAI Trailer

Durch präzises Projection Mapping und zusätzlichen Kameras, die die Bewegungen der Tänzerin erfassen, steuert die Tänzerin die komplette Welt in der sie sich befindet. Ihr Tanz ist der Auslöser für alle weiteren Bildwelten.

Am Abend der Eröffnung verwebt das Kollektiv »Hochmut« Tanzperformance, Visuals, Musik und Installationen zu einem Gesamterlebnis, das gleichzeitig Möglichkeiten und Überforderung durch digitale Technik aufzeigt. Auch die interaktive Installation »Schritthalten« von Joseph Baader greift dieses Thema auf. Im Eingangsbereich wird eine fahrende Rolltreppe projiziert, die durch die Anzahl der Personen die sich auf ihr befinden die Geschwindigkeit erhöht und es unmöglich macht mit dem Tempo schrittzuhalten. Am Abschlusswochenende des Festivals wurde das Stück »Resonance« uraufgeführt.

Daniel Luka + Xenorama »Resonance«

Der Tap-Dancer Daniel Luka erarbeitet zusammen mit dem Kollektiv »Xenorama« ein Konzept, das die unterschiedlichen Bereiche der Künstler zusammenbringt. Die Bewegungen der Tänzer wurden dabei durch interaktive Visualisierungen und Soundkompositionen erweitert. Ich habe mit Daniel Luka und Marcel Bückner von Xenorama über die gemeinsame Produktion gesprochen.

Worum geht es bei »Resonance« ?

Daniel Luka: »Sound ist für uns Tap-Dancer das Medium mit dem wir uns ausdrücken. Alles was wir an Bewegung machen, machen wir um einen bestimmten Sound zu kreieren. Unser Ziel ist also immer der Sound – den man aber nicht sehen kann. Das was der Zuschauer sieht, ist die Bewegung im Körper, die den Sound erzeugt. Aber der Sound an sich bleibt unsichtbar.Die Grundidee für die ersten Researchs zusammen mit dem Kollektiv Xenorama handelten genau darum. Was wäre, wenn man diesen Sound sichtbar machen könnte. Das alles, was auf der Bühne zu sehen ist auf uns reagiert und damit dann die Geschichte, die wir mit unserem Sound erzählen, unterstützt. Das ist die Basis-Idee unseres Stückes ›Resonance‹«

Wie kam es zu der Zusammenarbeit?


Marcel Bückner: »Das ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich. In der Konzeptionsphase sind wir meistens noch zusammen und werfen alle unsere Ideen in einen Topf. Bei diesem Projekt, war das ein bisschen anders, denn wir hatten die Tänzer dabei, die sich einfach noch nicht vorstellen konnten, was technisch überhaupt alles möglich ist. Und wir andersherum hatten auch keine Vorstellungen vom Aufbau einer Tanzchoreografie. Diese Aspekte mussten wir also erst mal auf einen Nenner bringen. Xenorama besteht aus drei Visualisten und zwei Musikern und wir versuchen eigentlich grundsätzlich uns Räumen durch Licht und Klang zu nähern. Nach und nach kamen wir dann alle zusammen und haben unsere Ideen zusammengetragen und viele Tests gemacht. Projekte sind für uns auch Forschungsarbeit. Man beginnt mit etwas, woraus sich dann aber auch ein Eigenleben entwickelt und dabei mehr entsteht als die Summe der einzelnen Teile.«

Wie verlief die Zusammenarbeit?

Daniel Luka: »Das Grundkonzept ist in Zusammenarbeit mit Xenorama entstanden. Ich war für die Dramaturgie zuständig, die sich aber auch, durch die technische Möglichkeiten die mit Xenorama möglich waren verändert und moduliert hat. Vieles ist auch durch reines ausprobieren entstanden und manchmal auch daraus, dass etwas fehlerhaftes passiert ist. Dieses Ausprobieren war auch das Allerwichtigste, denn es war komplettes Neuland, sowohl für uns Tänzer als auch für die Jungs von Xenorama.«

Marcel Bückner: »Das ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich. In der Konzeptionsphase sind wir meistens noch zusammen und werfen alle unsere Ideen in einen Topf. Bei diesem Projekt, war das ein bisschen anders, denn wir hatten die Tänzer dabei, die sich einfach noch nicht vorstellen konnten, was technisch überhaupt alles möglich ist. Und wir andersherum hatten auch keine Vorstellungen vom Aufbau einer Tanzchoreografie. Diese Aspekte mussten wir also erst mal auf einen Nenner bringen. Xenorama besteht aus drei Visualisten und zwei Musikern und wir versuchen eigentlich grundsätzlich uns Räumen durch Licht und Klang zu nähern. Nach und nach kamen wir dann alle zusammen und haben unsere Ideen zusammengetragen und viele Tests gemacht. Projekte sind für uns auch Forschungsarbeit. Man beginnt mit etwas, woraus sich dann aber auch ein Eigenleben entwickelt und dabei mehr entsteht als die Summe der einzelnen Teile.«

Was ist euer technisches Setup auf der Bühne?

Daniel Luka: »Wir haben ein sehr komplexes technisches Setup mit vielen verschiedenen Effekten, die auf uns Tänzer reagieren. Das Spannende finde ich ist, dass es keine klassischen Scheinwerfer gibt, sondern alle Lichtquellen von den Beamern stammen, deren Lichterzeugung teilweise durch Projection-Mapping dann auch wie ein Spot aussehen kann, sich aber genauso auch komplett auf der Bühne ausbreitet. Wir haben somit ein komplettes Bühnenbild, das sich durch die Projektion und durch unsere Bewegungen ständig verändert. Alles was man sieht entsteht in Kooperation mit uns als Tänzer auf der Bühne. Das ist für uns Wahnsinn, weil wir uns schon so an die Projektion gewöhnt haben, dass wir sie inzwischen schon nicht mehr als solche wahrnehmen und dadurch bei uns auch eine veränderte Wahrnehmung stattfindet.«

Marcel Bückner: »Wir greifen auf unterschiedliche Techniken zurück, um Tanz, Musik und Visuals zusammenzubringen. Da herrscht natürlich immer eine Wechselwirkung der Kommunikation. Der Tänzer erzeugt einen Ton, der durch Mikrofonen an den Füßen aufgenommen wird. Dieser Ton wird teilweise dazu genutzt um audio-reaktive Elemente zu steuern. Dann gibt es die Bewegung der Tänzer, also die Position auf der Bühne. Für die Erfassung verwenden wir die Kinect und einen Radar Touch. Der Radar Touch ist auch eine infrarot Einheit, ähnlich wie die Kinect, nur dass sie kein Tiefenbild darstellt, sondern eine plane Fläche aufspannt, auf der Unterbrechungen erfasst werden. Wenn also der Fuß des Tänzers angehoben wird, verlässt er die Fläche und beim runterlassen durchbricht er sie. Dadurch bekommen wir das genaue Signal, wann die unterschiedlichen Taps kommen und können unsere Bildelemente ansteuern.Die Projektion läuft über zwei Beamer. Einer ist oben angebracht und einer steht vor dem Publikum, sodass wir Boden und Rückwand bespielen können.«

Welche Programme habt ihr für die Realisierung des Projekts verwendet?

Marcel Bückner: »Bei diesem Projekt haben wir mit vvvv auf der Visual Seite gearbeitet und auf der Sound Ebene mit Max/MSP und Ableton Live als Taktgeber. Für das Bühnenbild haben wir mit 3ds Max gearbeitet und das dann importiert um die Bühnenelemente in Echtzeit zu projizieren. Was die Live-Steuerung angeht, haben wir einen von uns der den Sound bekommt und verarbeitet und alles weitere läuft in einem großen Patch auf einem Rechner zusammen. Der Rechner bekommt die Signale vom Sound, von der Kinect und dem Radar Touch und dann gibt es ein großes Netzwerk bei dem diese Signale hin-und hergeschickt werden. Die visuelle Steuereinheit beinhaltet viele kleine Patches, die sich dann je nach Szene unterscheiden.«

Habt ihr eine Austauschplattform die ihr nutzt, wenn ihr nicht am selben Ort arbeitet?

Marcel Bückner: »Wir greifen da auf unterschiedliche Systeme zurück, da jede Anforderung auch unterschiedliche Bearbeitungsmöglichkeiten benötigt. Für die Kommunikation benutzen wir Slack. Für die ganzen Ideen und dem Brainstorming verwenden wir RealtimeBoard, das ist eine Art White board, bei dem man verschiedene Medien drauflegen und bearbeiten kann. Und dann läuft auch viel über Skype und unsere eigene Cloud. Das hat auch ziemlich lange gedauert, bis man eine Infrastruktur entwickelt, die einen auch wirklich voran bringt und nicht nur neue Arbeit macht. Inzwischen klappt das aber gut.«

Linda Weidmann
Interviews – Festival Temps d’Image im Tanzhaus NRW
Semesterarbeit

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